Darsteller: Jörg Hube (Florian Kreittmayer), Heli Finkenzeller
(Anna Kreittmayer), Max Grießer (Wirt), Violetta Ferrari (Frau des
Zirkusdirektors), Nikolaus Paryla (Zirkusdirektor), Doris Kunstmann (Unternehmerin),
Toni Berger (Metzger), Ruth Kappelsberger (Witwe), Gerhard Polt (Vater),
Rolf Castell (Unternehmer), Lambert Hamel (Unternehmer), Margot Mahler
(Bäuerin), Fritz Strassner (Richter), Ivan Desny (Antiquitätenhändler),
Otto Grünmandl (Hotelbesitzer)
Buch: Jürgen Knop; Regie: Peter Weck
1. | 16. 11. 1981 | Der g`scherte Hammel |
2. | 23. 11. 1981 | Penetrant ehrlich |
3. | 30. 11. 1981 | Das Glück ist ein Vogel |
4. | 07. 12. 1981 | Ein Freund, ein guter Freund |
5. | 14. 12. 1981 | Gegen den Wind kann man nicht Klavier spielen |
6. | 21. 12. 1981 | Der gepfändete Fischteich |
Inhalt:
Die Serie „Der Gerichtsvollzieher”, oder „Die Gewissensbisse des Florian
Kreittmayer'' baut auf den authentischen Erfahrungen eines G-richtsvollziehers
auf, der lange Jahre seinem Beruf im oberbayerischen Landkreis Rosenheim
nachgegangen ist. Die Rolle des Florian Kreittmayer ist so authentisch
wie möglich angelegt; als Figur ist Kreittmayer jedoch völlig
frei erfunden. Für den Autor Jürgen Knop galt es also oft: Eine
nicht unschwierige Gratwanderung zwischen Authentizität und schriftstellerischer
Kreativität zurückzulegen.
Eine der Grundfragen an dem Stoff war, woraus sich die notwendige Spannung
und Unterhaltung ergeben würde; denn es scheint ja kaum einen Beruf
zu geben, der von seiner Funktion her und nach seinen Vorschriften eindeutiger
und eingeengter ist, als der des Gerichtsvollziehers. Er hat auszuführen,
nichts als auszuführen. Eine Wohnung ist freizumachen, ein Zirkus
abzuräumen, ein Fußballverein zu pfänden, ein Kind einem
Elternteil wegzunehmen usw. Ob er selber das so will oder nicht. Der Gerichtsvollzieher
weiß immer, was er zu tun hat. Aber als Mensch, als Privatperson
weiß er trotzdem nicht immer, wie er sich verhalten soll, Paragraphen
hin, Paragraphen her, es gelingt ihm nicht immer, menschlich Anteil zu
nehmen an seinen „Fällen”. Darin liegt der Konfliktpunkt, darin liegt
der Ansatz für die merkwürdigen Geschichten um Florian Kreittmayer.
Er ist kein Held im eindeutig positiven (oder auch negativen) Sinne, er
ist ein Held des Zwiespalts. Man kann ihn als Zuschauer nicht immer eindeutig
bewundern, aber kann mit ihm leiden, man kann ihn verstehen, man kann ihn
allmählich sympathisch finden. Der Gerichtsvollzieher Florian Kreittmayer
ist ein Paragraphenmensch, aber er begreift, wo man mit Paragraphen nicht
weiterkommt. Er ist Beamter, aber er fährt Motorrad. Einen „Easy-Rider”
kann man ihn nicht nennen, eher einen „Heavy-Rider”. Ein bedächtiger
bayerischer
Querschädel, dem gelegentlich Temperament und Gasgriff durchgehen.
Die Gerichtsvollzieher-Serie ist von Anfang an auf Jörg Hube konzipiert,
für ihn geschrieben worden. Er, einer der derzeit bedeutendsten bayerischen
Charakterdarsteller, verkörpert am besten das Miteinander von bodenständiger
Handfestigkeit und sensibler Psyche. Durch ihn erhielt die Figur schließlich
die entsprechende Mentalität und Sprache.
Die Serie „Der Gerichtsvollzieher'' erhebt keinerlei Anspruch, gemessen
zu werden am Niveau literarischer Stoffe, die sich auf den Sendetermin
am Montag-Abend etabliert haben. Sie ist als echte Gebrauchsliteratur gedacht
und geschrieben, mit einer möglichst überschaubaren dramaturgischen
Konstellation, mit einer leicht nacherzählbaren Geschichte. Mit vielen
Situationen, die zum Lachen reizen, aber ihre Bedeutungstiefe haben. Eine
Serie fürs Volk und der Versuch, trotzdem ohne „Volkstümelei”
auszukommen. (Text: ARD Fernsehspiel IV/1981, S. 42-45)
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Bearbeitet am 3. Dezember 2011