2. 1. 2002
1. Folge:
"Ich zahle einfach zu viel Steuern!" stellt Bruno Semmeling fest. Von
allen Seiten prasseln die Ratschläge auf ihn ein, wie man Steuern
sparen könnte. Vom Zahnarzt bekommt er den heißesten Tip: eine
Anlage in Ostimmobilien - die finanzieren sich quasi von selbst aus Steuerersparnissen.
Sein Steuerberater hat schließlich das Passende für ihn: eine
Zwei-Zimmer-Wohnung in Dresden, finanzierbar über eine Hypothek auf
das Haus der Semmelings - ein echtes Schnäppchen! Sigi Semmeling,
Brunos Sohn, ist Studienrat, nebenbei engagiert er sich an der Volkshochschule.
Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Klaus Hennig bittet ihn bei einem
Informationsbesuch um Verbesserungsvorschläge zur Erwachsenenbildung.
Als Sigi seine Zusammenstellung persönlich im Vorzimmer des Bürgermeisters
abgibt, wird er ungewollt Zeuge eines geheimen Treffens zwischen Hennig
und dem Unternehmer Asmus. Der Reedereibesitzer drängt auf eine rasche
Entscheidung über den geplanten Bau einer S-Bahn-Linie zu seiner Werft
hinaus. Bei diesem Anlass überreicht Asmus dem Bürgermeister
eine Spende für den klammen Landesverband der Partei. Da in Bonn die
CDU noch am Ruder ist und Asmus beiden Parteien spendet, bittet er um Vorschläge,
wie man den Betrag, der über 20000 Mark hinausgeht, unauffällig
verbuchen könnte. Sigi wird unfreiwillig Zeuge dieses Gespräches.
Bei der nächtlichen Zusammenkunft trifft Sigi Semmeling auch auf befreundete
Studienkollegen, die jetzt für den Bürgermeister arbeiten: die
Büroleiterin Katja, - mit ihr war Sigi früher eineinhalb Jahre
zusammen. Heute ist sie Hennigs engste Mitarbeiterin und Vertraute. Charly,
der ehemalige Freund von Sigis Frau, ist Pressesprecher des Senats geworden.
Auch Sigis Schwager, Staatsrat Fred Kiefer, ist an dem Treffen beteiligt.
Da keiner von ihnen sicher ist, wieviel Sigi von der geheimen Verabredung
mitbekommen hat, beschließen sie, ihn kurzerhand wegzuloben. Sigi
wird zum Leiter der Friedrich-Ebert-Stiftung auf Jamaika ernannt. Gemeinsam
mit seiner Frau Silke und den beiden Kindern zieht er in die Karibik. Was
zunächst wie ein Traumjob aussieht, entpuppt sich für die junge
Familie bald als Albtraum. Alle Versuche von Silke, mit den misstrauischen
jamaikanischen Nachbarn Kontakt aufzunehmen, scheitern. Bei den anstehenden
Wahlen hat es über hundert Tote gegeben, die aggressive Stimmung entlädt
sich im ganzen Land. Als eine Frau direkt vor Semmelings Haustür erschossen
wird, beschließen sie schweren Herzens, dass Silke mit den Kindern
nach Deutschland zurückkehrt. Sigi bleibt in Kingston zurück.
Er will sich der Herausforderung stellen und versuchen, einen guten Job
zu machen. In Hamburg tritt Silke, durch die Erlebnisse auf Jamaika aufgerüttelt,
den Grünen bei. Die Bürgerschaftswahl steht vor der Tür,
entsprechend angespannt ist die Stimmung im Rathaus. Einigen Fraktionsmitgliedern
ist der amtierende Bürgermeister Hennig zu mächtig und zu selbstgerecht
geworden. Senator Ullrich Jansen versucht, den linken Flügel der Partei
gegen Hennig in Stellung zu bringen und den volksnahen Fraktionsvorsitzenden
Axel Ropert zum Gegenkandidaten aufzubauen. Trude und Bruno Semmeling feiern
unterdessen ihren 40. Hochzeitstag. Bei diesem Anlass erfahren sie zufällig,
dass ihre Deckenbalken von einem Holzschutzmittel vergiftet sind, das krebserregend
ist. Als kurz darauf der Onkel von Trude stirbt und sie ein kleines Vermögen
erben, beschließen sie, ihr dreißig Jahre altes Eigenheim von
Grund auf zu renovieren. Endlich brauchen sie mal nicht auf den Preis zu
achten. Alles, was sie planen, wird teurer, aber es ist ja "ihre letzte
Küche", "ihr letztes Bad". Wieder bittet ein Wirtschaftsunternehmen
die Stadt um politische Hilfe - diesmal die Konsa-Hotelkette. Wenn die
Stadt bereit wäre, sich für ein Projekt auf Jamaika stark zu
machen, würde die Firma den Hauptsitz von Stuttgart nach Hamburg verlegen
und damit höhere Steuereinnahmen garantieren. Aber Staatsrat Kiefer
legt Pressesprecher Charly Unterlagen vor, die dokumentieren, dass in Stuttgart
gegen die Konsa-Geschäftsführung wegen Steuerhinterziehung ermittelt
wird. Außerdem wird Konsa vorgeworfen, jamaikanische Politiker geschmiert
zu haben, um die Bauvorhaben in einem Naturschutzgebiet auf der Insel durchzudrücken.
Charly versäumt es, das wichtige Dokument an Hennig weiter zu reichen.
Erst kurz vor der Landung der Hamburger Delegation auf dem Flughafen Kingston
erfährt der Bürgermeister von den Anschuldigungen. Staatsrat
Kiefer schlägt vor, den Staatsbesuch nicht abzusagen, um die karibische
Handelsmission nicht zu gefährden, sondern in der Öffentlichkeit
zu behaupten, man habe statt auf dem Hinflug erst auf dem Rückflug
von den Vorwürfen gegen Konsa erfahren. Sigi Semmeling hat nichtsahnend
in seiner Stiftung ein Anti-Korruptions-Seminar organisiert. Hilflos muss
er zusehen, wie der Hauptredner dem jamaikanischen Touristikminister Bestechung
durch die deutschen Konsa-Hotelkette nachweist. Obwohl Sigi an dem Skandal,
den seine Veranstaltung losgetreten hat, unschuldig ist, weiß er,
das damit seine Tage auf Jamaika gezählt sind. Für Bruno und
Trude Semmeling könnte alles so schön sein, wenn nicht ein Brief
vom Finanzamt eingetroffen wäre. 270000 Mark Steuern sollen sie auf
das Erbe nachzahlen. Geld, das längst ausgegeben ist. Bruno ist wie
vor den Kopf geschlagen: "Das muß ein Irrtum sein!"
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Bearbeitet am 24. Februar 2002