Hitlers Manager

14. 12. 2004

5. Ferdinand Porsche - Der Techniker
Als er in Hitlers Dienste trat, war Ferdinand Porsche ein Auto-Konstrukteur von Rang und Namen. Doch bei etablierten Autobauern galten viele seiner Ideen als zu kostspielig und undurchführbar - deshalb wandte sich Porsche an den mächtigsten Mann im Staat: Adolf Hitler. Er wusste um die Vorliebe seines österreichischen Landsmanns für schnelle Autos, für Straßenbau und Motorsport. Der "Volkswagen" wurde ihr gemeinsames Projekt - und später zur Legende, - als Krieg und Diktatur längst vorüber waren.
Am 11. Februar 1933 - nur zwölf Tage nachdem Hitler an die Macht kam - eröffnete der neue Reichskanzler in Berlin die Automobilausstellung mit einer programmatischen Rede. Die Deutschen sollten ein Volk von Autofahrern werden. Das Fahrzeug sollte für jeden "Volksgenossen" erschwinglich sein. Porsche war begeistert, denn auch sein Traum war die Massenmotorisierung - er unterbreitete Hitler seine Konzepte. Der NS-Führer beauftragte Porsche mit der Konstruktion des "Volkswagens". Jeder Preis unter tausend Mark sei ihm recht, der Staat würde jedes Defizit decken. Wenn die Industrie nicht wolle, so werde man ein eigenes Werk bauen. Das war der Triumph der Idee - genau das, was Porsche wollte. Er übernahm Hitlers Preisvorstellung, wohlwissend, dass sein Fahrzeug um die Hälfte teurer sein würde. Doch dem Regime ging es darum, die Volksgemeinschaft auf ihren "Führer" einzuschwören. Porsche war dabei Hitlers Gehilfe, während Hitler für Porsche der größte Auftraggeber war, den man sich vorstellen konnte. Hitlers Kriegspläne legten den Volkswagen auf Eis. Denn Porsches neu errichtetes KdF-Werk im heutigen Wolfsburg hatte bald schon für die Motorisierung der Wehrmacht zu sorgen. Porsche nahm alle Mittel in Anspruch, die das NS-Regime ihm bot: 15.000 Menschen, zwei Drittel der Gesamtbelegschaft, schufteten auf dem Höhepunkt der Kriegsproduktion als Zwangsarbeiter im Volkswagenwerk. Als Porsche zweimal ausdrücklich darum bat, lieferte Himmlers SS "Nachschub" auch aus den Konzentrationslagern. Kraftwagen wie der legendäre "Kübel" machten jedoch nur die Hälfte der Produktion der Rüstungsschmiede aus: Flugzeugteile, Bombermotoren und vor allem die V1 alias Fi 103 verließen die Hallen. Volkswagen war - trotz großer technischer Probleme, die auch Porsche beklagte - der größte Produzent dieser "Vergeltungswaffe."
Nach Kriegsende befand sich der siebzigjährige Porsche ein Jahr lang in französischer Haft - er empfand dies als persönliche Kränkung. Ihm wurde nie der Prozess gemacht - juristisch und politisch galt er als unbelastet. Ein strammer Nazi ist der Tüftler aus dem Sudentenland tatsächlich nie gewesen. Doch er hat mit den Wölfen geheult, solange sie ihm nützlich waren. Hat sich für ihn nie die Frage nach Recht oder Unrecht gestellt? Der Film ist die erste umfassende filmische Dokumentation über das Leben Ferdinand Porsches. Er zeichnet die wechselhafte Karriere des österreichischen Konstrukteurs nach, von den Anfängen im Wien der Jahrhundertwende bis hin zur Vorstellung des Porsche 356 zu Beginn der Wirtschaftwunderjahre. Bislang kaum bekanntes Filmmaterial aus österreichischen, deutschen, britischen und amerikanischen Quellen zeichnet das Bild einer Epoche, in der das Automobil zum Symbol des Fortschritts wurde. VW-Arbeiter der ersten Stunde berichten vom Aufbau des KdF-Werks und über ihren Traum vom eigenen Auto, ehemalige Zwangsarbeiter von den Arbeitsbedingungen in der Waffenschmiede.

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Bearbeitet am 5. Januar 2005