20. 1. 2004
1. Die Ankunft
Sibirien hat für uns Deutsche einen mythischen und gleichsam schaurigen
Klang: zwischen der Romantik spektakulärer Natur und dem Horror einer
grausamen Geschichte, zwischen Verheißung und Verbannung wild und
fern, und doch seltsam verwandt. Ungefähr 250000 Menschen haben in
diesem weiten Land mit seinem schier unendlichen Horizont deutsche Wurzeln.
Wie aber wäre es für uns moderne Westeuropäer, wirklich
jenseits des Ural zu leben in jener großartigen Landschaft, die doch
von neunmonatigen Wintern und klirrender Kälte geprägt ist? Wie
fühlt sich hier der Alltag an, kann man ihn mit Hilfe der Einheimischen
erlernen? Im Spätsommer 2003 sind zwei deutsche Familien an den Baikalsee
gezogen, um so zu leben, wie die Menschen hier heute leben. Es ist ein
Szenario, das die sprichwörtliche Verbundenheit deutscher Sehnsüchte
mit der russischen Seele verkörpern könnte, aber was heißt
das für einen Alltag, in dem es weder fließendes Wasser noch
regelmäßigen Strom gibt? Wo alle Annehmlichkeiten westlichen
Lebens noch ferner erscheinen, als die 7000 Kilometer, die wirklich zwischen
diesem sibirischen Dorf und Deutschland liegen?
Aus Marktredwitz in Bayern kommen Anja und Michael Möchel, beide
Anfang 30, mit ihren vier Mädchen im Alter von vier bis elf Jahren.
Das wird den Kindern gut tun, mal ohne diesen ganzen Konsumzwang zu sein,
meinen sie. Auch die Klapproths aus Stiege, die es schon einmal bis Novosibirsk
geschafft hatten, sind mit ihrer zwölfjährigen Tochter Jennifer
an den Baikal gezogen. Ein ZDF-Kamerateam hat sie begleitet und ist dabei,
wenn sie sich in dem kleinen Dorf in eigenen Häusern einleben und
auf den sibirischen "way of life" einstellen. Wie werden sie ihn erleben,
den Lebensrhythmus in einer extremen Natur? Wird das Land sie die berühmte
Langmut lehren oder in die Flucht schlagen?
In der ersten Folge erreichen die Deutschen ihre neue Heimat, von der
sie noch gar nicht wissen, wo genau am Baikal sie liegt. Auch untereinander
kennen sie sich noch nicht. Der Film begleitet die beiden Familien bei
ihrer Ankunft, die dann doch komplizierter ist als erwartet, und zeigt
die ersten Tage mit ganz unverhofften Wendungen. Die Zuschauer können
dieses Familienabenteuer miterleben, hautnah dabei am Baikal-See, dem "sibirischen
Meer".
Zum Titel: Wenn der eigene Atem klirrend zu einer Wolke feinster Eiskristalle
gefriert, dann nennt man das in Sibirien ganz poetisch "Sternflüstern".
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Bearbeitet am 3. April 2004