Die Geschichte Norddeutschlands

29. 11. 2005

3. Im Zeichen des Kreuzes
Für den Bildhauer Hans Brüggemann, der zu Beginn des 16. Jahrhunderts einen zwölf Meter hohen Altar für die Klosterkirche in Bordesholm anfertigte, bedeutete die Reformation eine existenzielle Bedrohung. Brüggemann musste seine Tätigkeit als Altarschnitzer aufgeben, denn die Heiligenbilder wurden aus der Kirche verbannt. Im Verlauf der Gegenreformation wurden die Spannungen zwischen Katholiken und Protestanten immer größer. 1618 brach ein Krieg aus, der dreißig Jahre dauern sollte. Mit der Schlacht bei Lutter geriet auch Norddeutschland in die Wirren des Dreißigjährigen Krieges, gewaltige Zerstörungen und hohe Opfer in der Zivilbevölkerung waren zu beklagen. Nach dem Krieg kam es in Mecklenburg zu einem starken Anstieg von Hexenprozessen. Innerhalb von fünfzig Jahren wurden mehr als 2.000 Menschen auf dem Scheiterhaufen verbrannt, darunter auch Catrina Zeleke aus dem Dorf Lancken bei Parchim. Sie war eine der ersten Frauen, die dem neuen Hexenwahn zum Opfer fielen. Die allein stehende alte Frau wurde in den Fangelturm der Stadt gesperrt. Ihr Prozess zog sich über sieben Jahre hin. Da Catrina Zeleke ihre Untaten nicht gestehen wollte beziehungsweise konnte, wurde sie schließlich unter Folter zum Geständnis gezwungen. Dabei fiel sie in Ohnmacht und starb wenige Stunden später. Etwa in diesem Zeitraum standen große politische Veränderungen in Hannover an. Welfenprinz Ernst August übernahm das Herzogtum. Seinem Machtstreben war es letztlich zu verdanken, dass sein Sohn Georg Ludwig als King George I. den britischen Thron besteigen konnte. Überschattet wurde das Strippenziehen der Welfen von der Affäre Königsmarck: eine tragische Liebesbeziehung, die mit einem Mord im Leineschloss endete. Mitte des 18. Jahrhunderts beschäftigte das Schicksal des Reeder-Sohnes Hark Olufs die Bewohner der Nordseeinsel Amrum. Auf einer Fahrt in Richtung Frankreich war er in die Hände von Piraten geraten, nach Algier verschleppt und dort als Sklave verkauft worden. Der Junge machte das Beste aus seiner Lage, lernte Arabisch, Türkisch und Französisch, konvertierte zum Islam. Schließlich gewann er das Vertrauen des mächtigen Provinzgouverneurs, der ihn zum Schatzmeister machte. Als Hark Olufs Jahre später endlich nach Amrum zurückkehren durfte, war er ein wohlhabender Mann.

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Bearbeitet am 9. Januar 2006