Darsteller: Juliette Binoche (Rose), Jean Reno (Felix), Sergi López
(Sergio u.a.
Regie: Daniele Thompson; Buch: Christopher Thompson, Danièle
Thompson; Kamera: Patrick Blossier; Musik: Eric Serra
14. 4. 2006
Der französische Gourmetkoch Félix hat in den USA mit einer
Tiefkühlkost-Firma viel Geld gemacht. Doch privat ist der dünnhäutige
Workaholic mit seiner Neigung zu psychisch bedingten Schwächeanfällen
eher unglücklich. Seine Frau hat sich von ihm getrennt, und Félix
will ihr nach München nachreisen, doch schlechtes Wetter zwingt den
Piloten zu einer Zwischenlandung in Paris, wo zu allem Übel auch noch
die Fluglotsen streiken. Übernächtigt und übel gelaunt,
wird er im Terminal von einer überdrehten Frau mit großem Schminkkoffer
angesprochen. Die Visagistin Rose befindet sich auf der Flucht vor ihrem
Mann Sergio. Telefonisch versuchte sie gerade, die Übergabe eines
Abschiedsbriefes zu organisieren, als sie in der Aufregung das Handy die
Flughafentoilette hinunterspülte. Nun leiht sie sich vom erstbesten
Fremden - Félix - ein Mobiltelefon. Félix erhält daraufhin
Rückrufe von Roses besorgter Freundin und dadurch ungewollt Einblick
in ihr krisenhaftes Privatleben. Obwohl er nicht die geringste Lust hat,
sich einzumischen, läuft er ihr nach, um ihr etwas auszurichten. Ungewollt
provoziert Félix so einen Eklat und verhindert damit einen Aussöhnungsversuch
zwischen Rose und ihrem Mann, der sie am Flughafen abgepasst hat. Rose
geht Félix gewaltig auf die Nerven - aber dennoch bietet er ihr
ritterlich an, mit ihm beim Warten auf den Flug ein Hotelzimmer zu teilen.
Rose und Félix sind zwar wie Hund und Katze, doch am Ende einer
langen Nacht, in der sie sich mehr als einmal streiten, sind beide verwirrt
und ineinander verliebt.
"Jetlag - Oder wo die Liebe hinfliegt" ist eine zauberhafte französische Komödie, die das alte Spiel von Abstoßung und Anziehung mit leisem, melancholischem Humor und sanftem Slapstick neu entdeckt. Ihren besonderen Reiz gewinnt die prickelnde Liebesgeschichte aus ihren zwei gegen den Strich besetzten Stars. Jean Reno ("Léon - Der Profi") spielt als dünnhäutiger Mann am Rande des Nervenzusammenbruchs erfolgreich gegen sein Macho-Image an. Und Juliette Binoche ("Chocolat") gewinnt komische Züge als Frau mit flatternden Nerven, die so tief in den Farbkasten gefallen ist, dass man sie kaum wiedererkennt. Umso effektvoller ist dann, im umgekehrten Aschenbrödelprinzip, ihr ungeschminkter Auftritt, der aus ihr erneut ein Wesen macht, das so manches Männerherz zum Schlagen bringt. Man sieht beiden Kinoveteranen einfach gern zu bei ihrer hinreißenden Variation des französischen Komödienmusters vom Dauerreden, Kochen, und Verlieben. Regisseurin Danièle Thompson ("La Buche"), die als Drehbuchautorin bekannt wurde, versieht ihre gebeutelten Alltagshelden mit fein nuancierten Macken und Neurosen, die nie zur Karikatur gerinnen: Eine wunderbar romantische Komödie für Erwachsene. (Text: ARD)
Bearbeitet am 10. Dezember 2006