Majestät!

12. 9. 2006

3. Die Tränen der Prinzessin - Masako von Japan
Auch diese Geschichte beginnt wie ein modernes Märchen: Ein einsamer Prinz verliebt sich in eine schöne Diplomatin und kann sie nach langem Werben für sich gewinnen. Aber auf ein Happy End warten die Japaner - und vor allem Kronprinzessin Masako - bis heute. Japans Kaiserhaus ist kein Ort für romantische Träumereien, sondern ein Bollwerk der Tradition. Als Masako Owada 1993 den jahrelangen Bemühungen des Kronprinzen Naruhito erlag, war ihre viel versprechende Laufbahn im diplomatischen Dienst beendet und ihre Abschlüsse aus Harvard und Oxford nichts mehr wert. Sie hatte nur noch eine Aufgabe: den Fortbestand der Dynastie zu sichern und einen männlichen Thronfolger zu gebären. Japans Kaiserhaus, auf dessen angeblich seit 2665 Jahren ungebrochene Blutlinie sich die Traditionalisten viel zugute halten, ist der wohl förmlichste Hof der Welt. Eingeschweißt in uraltes Zeremoniell und unumstößliche Riten, lebt die Kaiserfamilie abgeschottet vom Volk und wird überwacht von einer unbeweglichen Behörde - dem Kaiserlichen Hofamt. "Skandale wie im britischen Königshaus wird es bei uns nicht geben", verkünden die Gralshüter des Japanertums. Obwohl der Tenno, der Himmlische Herrscher, im demokratischen Japan längst nicht mehr als Gottheit verehrt wird wie früher und nur noch symbolische Aufgaben hat, ist an Reformen und Öffnung nicht zu denken. Zwar hat Japans Kaiser keine politische Macht - er darf sich nicht einmischen, er darf noch nicht einmal wählen - er verkörpert aber für viele Japaner ihre Geschichte und Identität. Achtzig Prozent der Japaner heißen Umfragen zufolge das Tenno-System gut. Kaiser-Kritiker haben es da nicht leicht. Ihnen machen die berüchtigten uyoku, die extremen Rechten, das Leben schwer - mit Lautsprecherbussen und Drohanrufen. Sogar vor Mord schrecken die Fanatiker nicht zurück. 2006 ist zum Schicksalsjahr der Kaiserdynastie geworden. Zwar wurde Prinzessin Masako im Dezember 2001 endlich Mutter, doch sie bekam "nur" ein Mädchen, wie viele Japaner seufzten. Und Mädchen sind von der Thronfolge ausgeschlossen. Der öffentliche Druck und auch die Erwartungen des Kaiserhofs trieben Prinzessin Masako immer weiter in die Enge und schließlich auch in Depressionen. Nachdem sich die Bevölkerung mehrheitlich für eine Frau auf dem Kaiserthron ausgesprochen und Politiker über eine Reform des Thronfolgegesetzes nachgedacht hatten, trat Masakos Schwägerin, Prinzessin Kiko, als Rivalin auf den Plan. Die Frau des Kronprinzenbruders ließ verkünden, dass sie schwanger sei. Sollte sie einen Jungen gebären, dann wird er der übernächste Kaiser von Japan. Im September - im Umfeld der Sendung - entscheidet sich die Zukunft der japanischen Dynastie

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Bearbeitet am 6. Oktober 2006