16. 11. 2006
4. 1870 - Entscheidung von Sedan
1. September 1870. Vier Uhr früh. Im Schutze der Dunkelheit überqueren
deutsche Truppen die Maas. Die ganze Nacht haben Pioniere heimlich eine
Pontonbrücke gebaut. Es gilt, die französische Zweite Armee,
die sich auf einen Ruhetag freut, zu überrumpeln. Ziel des Angriffs:
Der kleine Ort Bazeilles in den Ardennen. Bazeilles scheint zu schlafen,
doch die Franzosen sind gewarnt. Überall in den Häusern liegen
Scharfschützen, Elitesoldaten der französischen Kolonialtruppen.
Bis zur letzten Patrone sollen sie die Stadt verteidigen, denn wenn Bazeilles
fällt, sitzt die französische Hauptstreitmacht, die sich wenige
Kilometer nordwestlich in Sedan verschanzt hat, in der Falle - von Süden,
Westen und Osten eingekesselt von deutschen Armeen, im Norden nur die belgische
Grenze. Um fünf Uhr früh beginnt der Kampf um die kleine Stadt.
Von allen Seiten, vor allem aus den Fenstern der oberen Stockwerke, werden
die vorrückenden deutschen Soldaten beschossen. Eine klare Frontlinie
gibt es nicht. Bald ist es ein Kampf Straße um Straße, Haus
um Haus. Einwohner beginnen sich an den Kämpfen zu beteiligen. Rücksichtslos
gehen die Deutschen vor und erschießen in ihrer Erbitterung diejenigen
Zivilisten, die mit Gewehr angetroffen werden. Bazeilles erlebt ein Massaker.
Es ergeht der Befehl, die Wohnhäuser anzuzünden. Stunden später
ist der Ort nur noch ein rauchendes Trümmerfeld. Während der
Straßenkampf in Bazeilles noch tobt, geht die Schlacht an anderen
Orten erst richtig los. Mit starkem Artilleriefeuer von allen Seiten wird
die Stadt Sedan, in der sich der Hauptteil der französischen Armee
verschanzt hat, unter Beschuss genommen. Die deutsche Armee, ausgerüstet
mit über 400 modernen Gussstahlkanonen der Firma Krupp, spielt hier
ihre ganze Überlegenheit aus. Die mit Aufschlagzündern versehenen
Geschosse explodieren beim Auftreffen und lösen Panik unter den Franzosen
aus. Bei dem Versuch zu fliehen verkeilen sich Flüchtlingswagen und
Kanonen auf den Straßen Sedans ineinander, Soldaten werden zu Tode
getrampelt, als sie durch die Tore der Stadt zu entkommen versuchen. Kaiser
Napoleon III., der bei seiner Armee in Sedan war, eilt stundenlang ziellos
über das Schlachtfeld, in der Hoffnung von einer deutschen Granate
getroffen zu werden - schließlich entschließt er sich zu kapitulieren.
Die Schlacht ist vorbei. Napoleon III. wird gefangen genommen. Über
100.000 französische Soldaten treten den Weg in die Kriegsgefangenschaft
an. Sedan 1870 ist als Entscheidungsschlacht in die Geschichtsbücher
eingegangen. In ihrer Folge brach das Zweite Kaiserreich in Frankreich
zusammen; ein halbes Jahr später wurde mit der Krönung Wilhelms
von Preußen in Versailles das deutsche Kaiserreich begründet.
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Bearbeitet am 15. Dezember 2006