Giganten

9. 4. 2007

Darsteller: Rolf Hoppe (Johann Wolfgang von Goethe)

3. Goethe - Magier der Leidenschaften
Sommer 1823: Johann Wolfgang von Goethe, der größte lebende Dichter der Deutschen, - der "Dichterfürst" - wie ihn viele nennen, weilt zum Kuraufenthalt im böhmischen Marienbad. 73 ist er und es ist einsam geworden um ihn. Seine Frau Christiane ist seit zehn Jahren tot und gerade ist er selbst dem Tod von der Schippe gesprungen. Er sucht nach Ablenkung vom tristen Alltag, von Krankheiten und den Gebrechen des Alters, vom einsamen Leben auf dem Olymp der Berühmtheit... In Marienbad sucht er er diese Ablenkung - und findet sie dort, wo er sie immer gefunden hat - in der Anerkennung, vor allem aber in der Liebe. Wie auch 30 Jahre zuvor, als er aus dem langweiligen Leben des Hofbeamten in der sächsischen Provinz nach Italien floh und wo er das erste Mal "unbedingt glücklich" war. Jetzt trifft er seine letzte große Liebe, die 19-jährige Ulrike von Levetzow (Teresa Weißbach), die mit ihrer Mutter und den beiden jüngeren Schwestern den Sommer in Marienbad verbringt. Mehr als 50 Jahre trennen den erfahrenen Dichter von dem naiv-koketten Mädchen, das den prominenten Poeten eher als großväterlichen Freund denn als Mann wahrnimmt. Doch für Goethe ist es der Moment, in dem er ein letztes Mal in seinem Leben eine große Leidenschaft verspürt. Und so wagt er das beinahe Undenkbare mit der Hilfe des Herzogs Carl August von Weimar, bittet er die Mutter von Ulrike um die Hand der Angebeteten. "Kein Missbilligen, kein Schelten macht die Liebe tadelhaft" - lässt er seinen Freund und Kritiker Carl August wissen. Ein Scheitern seines Anliegens kommt dem von den "Göttern Begünstigten" gar nicht in den Sinn. Hat er nicht immer im Leben alles erreicht, was er wollte? Rolf Hoppe verkörpert den Geheimrat und Dichter Goethe, der sich im Herbst seines Lebens auf tragisch-anrührende Weise an die verlorene Jugend klammert und sich in eine aussichtslose Liebe stürzt. Die größte persönliche Niederlage wird zugleich ein Höhepunkt seiner Schaffenskraft. Der verzweifelt Liebende verfasst nach der bitteren Erfahrung eines seiner größten Werke: die Marienbader Elegie, die in unvergleichlichen Versen seinen ganzen Schmerz und sein ganzes Genie vereint:

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Bearbeitet am 10. August 2007