Frühlingsgefühle für Küblach: Der Maibaum ragt empor.Forsthaus Falkenau

8. 2. 2008

In weiteren Rollen: Rhon Diels (Tom Keller), Manfred Beierl (Ludwig Geiger)
Buch: Jürgen Werner; Regie: Andreas Jordan-Drost

22. Geplatzte Träume
In ganz Küblach gibt es nur ein Gesprächsthema: Werden die Grafenauer es zum dritten Mal schaffen, den Maibaum zu klauen? Immerhin haben sie es diesmal mit dem ausgefuchsten Maibaum-Wächter Wolfgang Leitner höchstpersönlich zu tun, dem es vor Jahrengelang, ihnen drei Mal hintereinander den Maibaum zu stehlen. Doch dann passiert das Unfassbare: Trotz der Sicherheitsvorkehrungen gelingt es Ludwig Geiger und seinen Männern, den Maibaum aus der Lagerhalle zu "entführen". Ihr Lösegeld: 200 Liter Bier, ein halbes Schwein am Spieß und eine Spende über 300 Euro an die Freiwillige Feuerwehr Grafenau. Während sich alle Küblacher bis auf die Knochen blamiert fühlen, bleibt Wolfgang erstaunlich gelassen. - Mit ihren Gefühlen für Tom Keller sorgt Jenny für einige Aufregung, nicht nur bei ihrem Vater Stefan. Sie hat sich bis über beide Ohren in den zehn Jahre älteren Kanadier verliebt, ist taub für die Reaktionen der Erwachsenen und erst recht für Daniels Sticheleien. Mit ihrem Vater riskiert siesogar einen handfesten Krach, als sie sich mit Tom spätabends noch im "Ochsen" trifft. Trotz des väterlichen Machtworts sucht sie immer wieder Toms Nähe, und auch er scheint sich gut mit Jenny zu verstehen. Doch nach einem Gespräch mit Stefan von "Mann zu Mann" geht Tom mit einem Mal auf Distanz zu Jenny. Verletzt stellt der verliebte Teenager Tom zur Rede und möchte den Grund wissen, warum er sich plötzlich zurückzieht. Zögernd sagt er ihr die Wahrheit, und die schmerzt Jenny zutiefst.

Manchmal frage ich mich aber doch, was so in den Hirnen einiger Autoren und Schauspieler abgeht. Diese Folge bot ein Beispiel dafür. Förster Leitner hat erkannt, dass der Kanadier Tom schwul ist. Dabei macht er die saudumme Bemerkung, dass er sich Sorgen machen würde, wenn er einen Sohn hätte, der im Alter seiner Tochter Jenny wäre. An diesem Satz ist allerlei unverschämt. Offensichtlich halten der Autor und sein Schauspieler Krüger Schwule für Schweine, die für ihr Leben gerne Minderjährige poppen. Ein solcher Satz wäre seinem Vorgänger nie über die Lippen gekommen, auch wenn dessen Rollen Rolle konservativer (allerdings bei enormen Frauenverschleiß!) angelegt war. Aber Christian Wolff hat mit einem Film in den fünfziger Jahren ein Stück Film- und Homo-Geschichte geschrieben. Bei dem sind gewisse Dinge angekommen, die ich bei Hardy Krüger Jr., Sohn eines auf- und abgeklärten Weltenbummlers, als selbstverständlich voraussetzen durfte. Ein solcher Satz gehört nicht in seinen Mund und auch nicht in den Mund seines Försters, denn der lebt in einer Patchworkfamilie und soll doch moderner sein als der Vorgänger. Zweitens sollten Autor und Darsteller bedenken, dass sich in des Försters Hause sehr wohl ein Knäblein in Tochter Jennys Alter befindet, Daniel. Drittens sollte Krüger a la Leitner einmal in den Spiegel gucken. Dann wüsste er, weshalb der Kanadier Tom sich nicht mit dem pummeligen Daniel befassen würde, wenn eine solche Schnitte im Grün-Kittel durch den Wald streift. Und natürlich genierte sich der Schwule noch, sich zu seiner Sexualität vor den Kollegen zu bekennen. Lieber Autor, liebe Produktion, lieber Regisseur, liebes ZDF: verschonen Sie mich mit solchen Szenen. Wenn Sie Probleme mit Homosexualität haben, ignorieren Sie das Thema, bevor Sie der Bevölkerung so etwas zumuten!

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Bearbeitet am 8. März 2008