14. 11. 2010
Personen: Jens Schäfer (Karl der Große), Zoltan Butuc (Widukind) u.a.
11. Karl der Große und die Sachsen
Er galt schon bei seinen Zeitgenossen als "Vater Europas": Karl der
Große (vermutlich 748-814). Er schuf ein Fundament, das den Kontinent
prägte. Deutsche und Franzosen betrachten den legendären Karolinger
gleichermaßen als Stammvater. - Karls Imperium reichte von der Nordsee
bis nach Mittelitalien, von Ungarn bis nach Spanien. Der Umriss erinnert
an die Ausdehnung der europäischen "Sechsergemeinschaft" 1200 Jahre
später. Der Frankenherrscher schuf nicht nur ein Imperium, er gab
ihm auch eine Ordnung, setzte Ankerpunkte für eine gemeinsame religiöse
und kulturelle Identität. Er wollte nicht nur Herrscher der Franken
sein, sondern der gesamten römischen Christenheit. Wo er regierte,
sollte auch ein Glaube die Teile seines europäischen Reiches miteinander
verbinden. - Am Weihnachtstag im Jahr 800 wurde er in Rom zum Kaiser gekrönt.
Die römische Kaiserwürde und Reichsidee gingen damit auf das
fränkische Herrscherhaus über. Daran konnten später die
ostfränkischen und dann die deutschen Könige anknüpfen.
Die Grundlage für ein späteres Reich der Deutschen schuf Karl
auch durch seine Eroberungenin der Mitte Europas. Dreißig Jahre lang
hatte er Krieg gegen die Sachsen geführt, bis er sie schließlich
blutig unterwarf und zwang, Christen zu werden. Mit ihrer Eingliederung
verschob sich der Schwerpunkt des Frankenreichs nach Osten. - Nachdem sich
das Imperium Karls ein Jahrhundert später endgültig in ein West-
und in ein Ostreich geteilt hatte, waren es ausgerechnet die Nachfahren
der einst heidnischen Sachsen, die genug Macht, Willen und Einfluss besaßen,
um in die Fußstapfen des großen Karolingers zu treten. So erwarb
Otto der Große als von den deutschen Stämmen gewählter
"ostfränkischer" König die Kaiserkrone und legte damit den Grundstock
zur Entwicklung der römisch-deutschen Tradition.
Hups, hatte ich in den Vorlesungen an der Universität etwas verpasst? Hier im ZDF wurde uns viel über Karls Jugend erzählt. Offenbar haben die Macher unbekannte Quellen aufgestöbert ... Nein, das haben sie nicht, sie haben schwadroniert und phantasiert. Der Höhepunkt des Unfugs war erreicht, als der Kaiser auf einem Schlachtfeld Widukind suchte und ihn lauthals rief. Das sorgte dann für Heiterkind bei mir. So stellen sich ZDF-Historiker das also vor!
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Bearbeitet am 29. April 2011