Kriegskinder

23. 3. 2009

2. Mit den Bomben kam die Angst
Mit den Bomben kommt die Angst: „Oft haben wir die ganze Nacht im Keller verbracht, ohne Bettchen, ohne Schlaf. Und wenn dann die Erwachsenen anfingen zu beten oder zu schreien …" Wolfgang Pickert ist damals elf Jahre alt und erlebt die Bombennächte in Berlin.
„Ich kann bis heute nicht grillen. Ich habe niemals einen Grillabend mitgemacht. Da kommt dieser Geruch hoch - von verbranntem Holz und Fleisch. So hat das damals in Köln gerochen ..." Der siebenjährige Walter Zierold aus Köln wird nach seinen ersten Erlebnissen aufs Land verschickt, um ihn - wie Millionen andere deutsche Kinder - vor dem Bombenhagel in deutschen Großstädten in Sicherheit zu bringen. Ganz allein, ohne zu wissen, wohin die Reise geht, ohne zu wissen, wie lange sie dauern wird. Bis zum Kriegsende wird er von Ort zu Ort verschickt, trifft seine Mutter nur für wenige Tage. Doch der Bombenterror und die Sorge um ihre großen Söhne an der Front haben sie verrückt gemacht.
Viele Kinder versuchen auf ihre ganz eigene Art, mit den schrecklichen Ereignissen umzugehen. Sie spielen „Fliegeralarm" mit der Puppenstube und sammeln die größten Granatsplitter, lernen die Namen „heldenhafter deutscher Piloten" auswendig und kassieren in der Schule gute Noten für besonders überzeugende Aufsätze über den heroischen Kampf der Wehrmacht gegen die Bolschewiken im Osten.
In der Sowjetunion wird der weltanschauliche Vernichtungskrieg grausamer geführt als je zuvor. Deportationen, Hunger, Angst, Tod. Im Oktober 1941 beginnt die Belagerung Leningrads, die über 900 Tage dauern wird. Unbeschreibliches Elend, unter dem besonders auch die Kinder zu leiden haben. Die erst zwölfjährige Tamara Gratschewa wird zur Bergung von Leichen eingesetzt: „Einmal kam ich in eine Wohnung und da lag eine tote Mutter, auf der ihr Kind kroch und weinend 'Mama' schrie."

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Bearbeitet am 24. April 2009