Damals nach der DDR

St. Franziskus 2010

4. Einheitsfrust und Einheitslust
Die DDR ist seit vier Jahren Geschichte, aber die juristische Aufarbeitung der Vergangenheit beginnt gerade erst. Die Prozesse gegen Staatsführung und Mauerschützen sind zwar medienwirksam, für die Opfer des Regimes erweisen sich die Urteile jedoch oftmals als unbefriedigend. Auf verspätete Gerechtigkeit hofft auch der Ost-Berliner Jürgen Litfin, dessen älterer Bruder Günther beim Fluchtversuch am 24. August 1961 ums Leben kam. Erschossen von einem Grenzposten. Was bleibt ist die Erinnerung und ein Gedenkstein für seinen Bruder, der als das erste Todesopfer gilt, das die Mauer forderte. Durch die Zentrale Ermittlungsgruppe für Regierungs- und Vereinigungskriminalität ZERV, die sich mit der strafrechtlichen Aufarbeitung von Leid und Unrecht in der DDR befasst, erfährt er mehr als 30 Jahre nach der Tat die erschreckenden Einzelheiten. Als schließlich im Rahmen der sogenannten Mauerschützenprozesse auch der Fall seines Bruders verhandelt wird, macht sich in Litfin Wut breit, insbesondere über das Urteil. - Unterdessen ist nach einigen Jahren des Lebens im vereinten Land beiderseits Ernüchterung eingekehrt. Gerade viele Ostdeutsche denken oftmals mit Wehmut an das Leben in der DDR zurück, teilweise setzt eine Verklärung der Vergangenheit ein. Eine Welle der Ostalgie schwappt über das Gebiet der ehemaligen DDR. Auch bekannte Ostprodukte feiern ihre Wiederauferstehung. Ob Zigaretten, Sekt oder Waschmittel, viele Waren kehren in den Handel zurück und verkaufen sich gut. Ihr Erfolg ist gleichzeitig Ausdruck der Sehnsucht vieler Ostdeutschen nach dem früheren Leben. In Nordhausen kann sich Ralf Heckel dies zunutze machen: Er kreiert Ostalgie-Parties. Auf diesen wird zu den Hits der DDR-Musik getanzt, "Vita Cola" getrunken und das Pionierhalstuch getragen, während ein Honecker-Double für die Unterhaltung sorgt. Mit seiner dargestellten Wiedergeburt der DDR bedient er ein verbreitetes Lebensgefühl dieser Zeit, für den findigen Veranstalter wiederum erweist sich die Geschäftsidee als Goldgrube. - Mit einer anderen Kapitalanlage schaufelt sich hingegen Georg Elsner aus dem hessischen Marburg unfreiwillig sein finanzielles Grab. Der damals erfolgreiche Zahnarzt möchte seine Ersparnisse möglichst gewinnbringend im Osten der Republik anlegen und beschließt, in einen geschlossenen Immobilienfonds zu investieren, der sich selbst als "bombensichere" Anlage im Osten anpreist. Von seinem Sparkonto fließen 300.000 DM in ein Objekt in Dessau. Als er jedoch eines Tages an einer der Gesellschafterversammlungen teilnimmt, schwant ihm bereits Böses. Neben den Mitgliedern des Managements ist er der einzige Anwesende und auch die Zahlen sind wenig ermutigend. Elsner ahnt, dass mit seiner Investition irgendetwas nicht stimmt und erlangt Gewissheit, als er das Investitionsobjekt später besichtigt: Er findet ein fast leerstehendes Haus vor. Überschattet wird sein Unglück zudem noch vom plötzlichen Tod seiner Frau.

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Bearbeitet am 28. Oktober 2010