8. 12. 2014
2. Zur Waffe Schätzchen 1962-1983
Die erste Jugendgeneration ohne Kriegserlebnisse wächst heran.
Wohlgenährt und gut ausgebildet stellt sie die verkrusteten Institutionen
in Deutschland in Frage. Die Spiegelaffäre 1962 fördert das neue
kritische Bewusstsein der Bevölkerung zutage. Junge Regisseure wie
Alexander Kluge und Schriftsteller wie Peter Handke rebellieren gegen "Opas
Kino" und die etablierte Literatur der Gruppe 47. Der bislang aus dem angelsächsischen
Raum kopierten Unterhaltungsmusik eines Peter Kraus stellt sich mit Bands
wie Can eine originär deutsche Popmusik gegenüber, die ihre Wurzeln
in der elektronischen Avantgarde Stockhausens hat. Joseph Beuys stellt
mit seinen Aktionen und der Forderung nach Auflösung von Autorität
die Verhältnisse in der Kunstwelt auf den Kopf. Die Befreiung der
Sexualität findet in aller Öffentlichkeit statt, auch in Filmen
von "Schulmädchenreport" bis "Zur Sache Schätzchen" mit Uschi
Glas. Der Protest geht auf die Straße und findet seinen skandalträchtigen
Niederschlag auch im bürgerlichen Kulturbereich, etwa in der zeitgenössischen
Musik Hans Werner Henzes oder der Literatur Heinrich Bölls. Der Terror
der RAF und die als reaktionär empfundenen politischen Gegenmaßnahmen
werden vom Neuen Deutschen Film eines Rainer Werner Fassbinders und Volker
Schlöndorffs unmittelbar gespiegelt. Das kritische Bewusstsein der
Achtundsechziger hat in den 1980er Jahren schließlich die ganze Gesellschaft
erreicht. Im Bestseller-Roman, bei Massendemonstrationen, in den Texten
der Popmusik und mit den Grünen auch im Bundestag: Fragen wie Abrüstung
und Umweltschutz sind Mainstream.
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Bearbeitet an St. Nikolaus 2014