In den Hauptrollen: Félix Bossuet (Sebastian), Tchéky
Karyo (César), Margaux Châtelier (Angelina), Dimitri Storoge
(Doktor Guillaume), Urbain Cancelier (Bürgermeister), Paola Palma
(Esther), Karine Adrover (Mutter von Esther), Loïc Varraut (Vater
von Esther) und Andreas Pietschmann (Oberleutnant Peter) sowie Mehdi el
Glaoui (André) u.a.
Musik: Armand Amar; Kamera: Éric Guichard; Buch: Juliette Sales,
Fabien Suarez und Nicolas Vanier nach dem Buch von Cécile Aubry;
Regie: Nicolas Vanier
Zweiter Weltkrieg, 1943: Frankreich ist fest in deutscher Hand. Sogar das entlegene Dorf in den Savoyer Alpen, in dem der siebenjährige Waisenjunge Sebastian bei dem alten Schäfer César lebt, ist besetzt. Dort soll der deutsche Leutnant Peters verhindern, dass Juden bei der Flucht in die nahe Schweiz geholfen wird. Die Dorfbewohner unterstützen die Verfolgten heimlich, doch sie müssen sich nicht nur vor den Deutschen hüten: Fieberhaft suchen sie nach einer Bestie, die Nacht für Nacht ihre Schafe reißt. Als Sebastian eines Tages einem verwilderten Pyrenäenhund gegenübersteht, weiß er sofort: Diese Streunerin, die von ihrem früheren Besitzer gequält wurde, ist kein Monster. Weil ihr graues Fell nach einem Bad im Fluss schneeweiß glänzt, nennt er sie liebevoll „Belle“. Doch von seiner neuen Gefährtin darf niemand wissen, denn die Dorfbewohner wollen sie töten. Bei einer Treibjagd wird die Hündin angeschossen, nur mit knapper Not kann Sebastian ihr das Leben retten. Dabei werden die beiden in ein weiteres Abenteuer verstrickt: Eine jüdische Familie, die von deutschen Soldaten verfolgt wird, braucht ihre Hilfe. Mit Belles Spürsinn gilt es, einen Weg über den verschneiten Hochgebirgspass zu finden.
Gute Stoffe finden immer wieder ihr Publikum, und sie finden damit
auch kreative Köpfe, die die Geschichten neu interpretieren und aufbereiten.
In Frankreich eine Ikone des frühen Kinder- Jugendfernsehens ist Cécile
Aubry in Deutschland längst vergessen. Astrid Lindgren hat ihr den
Rang abgelaufen, was auch damit zu tun hat, dass die Serien der Aubry in
der Frühzeit des Fernsehens nicht in Farbe gedreht wurden. Die Geschichte
um Sebastian und seinen Köter Belle lief 1968
im Regionalprogramm der ARD, später gab es eine Zeichentrickserie,
vor vier Jahren griffen die Franzosen erneut das Werk auf und produzierten
einen Spielfilm. Den ich mir gar nicht ansehen wollte. Nee, dafür
bin ich zu alt. Nur mal kurz reingucken, dachte ich mir als "Fernseharchäologe",
denn das ist ja irgendwie nicht mein Metier. Gleich der Anfang mit den
Landschaftsaufnahmen ließ mich tief durchatmen. Das waren beeindruckte
Bilder von der Berglandschaft, von den Blumen, den Sträuchern, vom
Wasser, von den Häusern. Pralle Farben, an denen ich mich nicht sattsehen
konnte. Da wusste jemand um den Wert der Farben. Kurz: ich schaute mir
das an. Nicolas Vanier ging mit viel Respekt an den Stoff heran. Bei der
Musik griff er auf die bekannte Melodie der Serie zurück. Auf den
Ohrwurm konnte oder wollte er nicht verzichten. Auch nicht verzichten wollte
er auf Mehdi, den Ur-Sebastian. Der ist der Sohn von Cecil Aubry, für
ihn hat sie vielfach ihre Geschichten erdacht und produziert. Den Rest
durfte man getrost dem Bello und seinem kindlichen Freund überlassen.
Die Geschichte wurde in die Zeit des 2. Weltkriegs verlegt, als die Deutschen
Frankreich besetzten. Mein Fazit: ich bin dafür eigentlich zu alt,
aber hey, bei Cecil Aubry mache ich gerne eine Ausnahme, besonders wenn
es so bombastisch daherkommt.
Bearbeitet am 5. Mai 2017
(C) Norbert Korfmacher