Die Konfirmation
Drama, Familie
ARD

16. Juni 2017

Personen: Ulrike C. Tscharre (Johanna Winkler), Tim Litwinschuh (Ben Winkler), Ben Braun (Felix), Georgette Dee (Hildegard), Christina Große (Tabea), Reiner Schöne (Axel Winkler), Tijan Fischer-Islas (Frida), Toto Knoblauch (Konstantin), Henrieke Fritz (Sophie), Silvina Buchbauer (Merle), Dagny Dewath (Daina), Tom Keune (Herr Pfeiffer), Klara Höfels (Frau von Schlösser)
Besonderer Gastauftritt: Kai Wiesinger (Simon)
und andere
Musik: Stefan Will; Kamera: Manuel Mack; Buch: Beate Langmaack; Regie: Stefan Krohmer

Johanna Winkler ist in Sorge: es ist Sonntagmorgen und sie findet ihren pubertierenden fünfzehnjährigen Sohn Ben nicht im Bett vor. Ihr Lebensgefährte Felix beruhigt sie, doch Mütterchen bleibt beunruhigt. Als der Sprössling auftaucht, will sie wissen, wo er war. Das findet Felix zwar übergriffig, aber beide staunen nicht schlecht, als sie es erfahren. Ben war in der Kirche, wo er gerade getauft wurde. Es kommt noch schlimmer: der Lümmel will sich konfirmieren lassen. Er stellt die Taufkerze auf den Tisch und kehrt zu dem Ort zurück, an den man einen pubertierenden Teenager an einem Sonntagvormittag erwarten darf: in sein Bett. Seine Mutter hingegen schmollt und marschiert zur evangelischen Kirche. Sie ist alles andere als angetan von der Taufe und will das rückgängig machen, doch sie muss sich von der Pfarrerin belehren lassen, dass man mit vierzehn Jahren in Deutschland religionsmündig ist: Mütterchen muss sich fügen und bekommt von der Hirtin den guten Rat, ihrem Sohn einen offenen Dialog anzubieten. Johanna Winkler fügt sich in das unvermeidliche und akzeptiert die Entscheidung ihres Sohnes. Mehr noch: sie will ihm die Konfirmation ausrichten, muss aber bald feststellen, dass dieses Ereignis in protestantisch-bürgerlichen Kreisen so groß gefeiert wird, dass es ihren Finanzrahmen sprengt. Um an Geld zu kommen, besucht sie die Spielbank: einem anfänglichen Gewinn stehen bald große Verluste entgegen: Johanna Winkler war bereits spielsüchtig und ist erneut dem Laster verfallen. Auch ihr Freund Felix will Ben unterstützen, muss aber einsehen, dass der Junge sich durchaus nicht in den Welten der Religion umtun will, sondern zu seiner Entscheidung steht: Christentum. Auch bei Felix steht bald etwas: er bändelt mit Tabea an, Bens Pfarrerin. Ausgerechnet auf der Gruppenfahrt der Konfirmanden landet er mit der frommen Frau im Bett, und ausgerechnet Ben bekommt dies mit. Ben plagt auch der Liebeskummer: er hat sich in einen anderen Jungen verguckt, weiß aber nicht, wie er damit umgehen soll; zumal dieser Junge Bens Avancen wohl merkt und deshalb unzüchtig ein fremdes Mädchen küsst. Ben will sich weiter von seiner Mutter abnabeln und strebt ein Jahr in den USA an. Eine erste Bewerbung scheitert, nun muss er Simon, seinen Vater um Hilfe bitten. Der hat das nötige Geld dafür, und er springt auch ein, als die Planungen für die Konfirmation erst aus dem Ruder laufen und dann an Johannas Spielsucht zu scheitern drohen.

Dieser Fernsehfilm sollte nach der Tagesschau um 20.15 Uhr ausgestrahlt werden, doch das verhinderte ein Todesfall. Das Programm wurde geändert, die Ausstrahlung um 90 Minuten verschoben. Der Tote, an den zuvor erinnert wurde, sagte mit fröhlicher Miene: "Ich habe keinen Nachholbedarf an Verdrießlichkeit, um das deutlich zu sagen." So eingestimmt bin ich bei der ARD geblieben und habe mir in der Themenwoche "Woran glaubst du?" diese Perle angesehen.
Da saß alles. Die Dialoge waren sehr gut, die Geschichte toll, die Schauspielerinnen und Schauspieler exzellent, allen voran Ulrike C. Tscharre als Johanna. Zwischendurch hatte ich das Gefühl, die Geschichte sei überladen mit der Spielsucht, dem lasterhaften Bodenpersonal der evangelischen Kirche, Johannas Beziehungschaos zu allen möglichen Personen. Schlimmer noch: der TV-Film endet mit offenen Fragen, insbesondere natürlich Bens Gefühle für einen anderen Jungen. Das schreit nach einer Fortsetzung, und der Blick von Johanna bei der Entdeckung eines fremden nackten Jungen im Bett ihres Sohnes wäre bestimmt sehenswert, Ulrike C. Tscharre sei Dank.
Fazit: Alles richtig gut geworden. Tja, und dann die Pleite mit dem Todesfall und der Verdrießlichlichkeit, wodurch der Film unglücklich verschoben wurde. So ein Pech.

Startseite von bamby

Bearbeitet am 25. Juni 2017

Text: Norbert Korfmacher