Danke, Dieter!
Zehn Jahre DSDS

Dieter Bohlen gehört zu den echten Kerlen, die gerne mal austeilen. In zehn Jahren "Deutschland sucht den Superstar" hat er seine Schläger-Qualitäten bewiesen. Eine runde Viertelmillion Menschen quälte sich durch die Casting-Show. Gut, die meisten erreichten den selbsternannten Pop-Titan nicht; sie gaben ihre Sangeskunst vor einer Kamera und einem Tonmeister zum Besten und durften hoffen, dass ihr Kunstwerk nie von einem Programmgewaltigen des Senders zur Kenntnis genommen wird. Wer indes das Vergnügen hatte, Bohlen und den anderen Juroren vorsingen zu dürfen, musste sich auf einige deftige Sprüche gefasst machen.

Das Leben ist hart, grausam und ungerecht. Der Dieter weiß das, der Verfasser dieser Zeilen weiß es, und viele vermeintliche Sangeskünstler wissen es heute auch ... spätestens seit sie von Bohlen runterholt wurden vom Berg der Träume.

Mittlerweile blickt Deutschland auf zehn Jahre dieser Unterhaltungsshow zurück. Und das Land weiß, was es nicht wissen wollte, weil es genau das nicht braucht: das Land sucht einen Superstar. Neun Superstars hat das Land bereits bekommen.

Nun sucht das Land fieberhaft den zehnten Superstar. Da gilt es festzuhalten, dass mir das bisherige Suchen ... nun ja ... viel Spaß gemacht hat. Seit Staffel eins bin ich dabei. Dabei ... war es ein Versehen. Ich bin zufällig bei der Sendung gelandet. Das "Zufällig" muss betont werden, denn ich zappe eher selten (ich bin der Traum der Werbewirtschaft!). Ich bin also hängen geblieben und habe mich daran ergötzt. Drei Mal habe ich hier auf bamby die Show gewürdigt, sie kritisch begleitet, garniert mit Lob und Tadel. Staffel 8 und 9 sind von mir unkommentiert geblieben, wie einige bamby-Nutzer durchaus vermerkt haben. Der Zeitaufwand für eine ordentliche Kritik steht im Gegensatz zum Zeitaufwand für meine berufliche Tätigkeit. Beruf geht vor.

Was mich nicht hindert, auch die Jubiläums-Staffel zu verfolgen. Jede Staffel bringt Veränderungen, mit der zehnten Staffel gibt es neue Moderatoren, die hoffentlich frei sprechen können und bei den Motto-Shows die Zuschauer nicht mit Spickzettel überraschen. Auch die Jury wurde neu besetzt, neben Bohlen sitzen drei weitere Sänger. Den einen kenne ich gar nicht, die anderen beiden gehören zu Tokio Hotel. Die beiden Kaulitz-Knaben möchten der Welt ihre Männlichkeit zeigen und präsentieren sich mit Haaren im Gesicht. Ja, schön. Es gibt also wieder was zum Gucken & Lästern.

Die wahren Helden treten in den ersten Folgen auf, das ist in dieser Staffel so wie in den Staffeln zuvor. Tief in seinem Innern weiß Dieter Bohlen das auch, nur behält er das tunlichst für sich. Es ist schließlich seine schöne Aufgabe, diesen Helden zu sagen, dass ihr Auftritt für die Katz ist. Mehr noch: Dafür erwartet Dieter Bohlen Dank.

Ach Dieter.

Den Dank für die Sprüche bekommt Herr Bohlen von RTL in Form von Kohle. Die verhinderten Künstler werden ihm sicher nicht danken, dass er ihnen ihre Träume zerstört hat. Aber Dank hat er verdient, meinen Dank. Für zehn Jahre gute Unterhaltung. Mehr ... mehr erwarte ich nicht. Also: Nicht weinen und greinen, sondern den fehlenden Dank in Demut einstecken. Wie ein echter Kerl eben. Mir hat RTL für meine wohlwollende Kritik auch noch nie gedankt, weder durch Kohle noch durch ein paar nette Worte. Das Leben ist also wirklich so hart, grausam und ungerecht, wie eingangs beschrieben.

PS: Vieles ist ja eine Generationenfrage. Die Kandidaten kommen zur Jury über eine Treppe, von oben herab in die Niederungen zu Bohlen, den Kaulitz-Buben und dem Anderen. Und keiner hat bisher die Chance zum großen Auftritt genutzt. Weshalb nicht? Nun, im Gegensatz zum Dieter und mir haben die Kids von heute nie Peter Frankenfeld gesehen, wenn er, begleitet von Hupfdohlen und einem Orchester, eine große Treppe hinunterkam und "Musik ist Trumpf" präsentierte.

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Bearbeitet am 20. Januar 2013

(C) Norbert Korfmacher, Münster, 2013