Besorgte Eltern! Besorgte Homos?

Für alle, die es noch nicht wussten: Am 30. Mai feiern brave Katholiken Sankt Ferdinand. Und außerdem, so wird es in einem Lied besungen, geht an diesem Tag die Welt unter. Weil der wunderliche Verein "Besorgte Eltern" in Münster eine Demonstration angekündigt hatte, fanden sich rasch Münsteraner, die eine Gegendemonstration auf die Beine stellten, just an diesem Tag, wo die Welt eben nicht unterging.

Besorgte Eltern: Was is'n das? In Baden-Württemberg möchte die Landesregierung den Sexualkundeunterricht in den Schulen auf den neuesten Stand bringen. Dagegen wehren sich gewisse Herrschaften, die, wenn sie ehrlich sind, jeden Sexualkundeunterricht in Schulen ablehnen. Auf ihrer Homepage verraten sie mir als besorgtem Schwulen, dass sie gegen die "Frühsexualisierung unserer Kinder" sind.

Aha.

Wo gibt es die "Frühsexualisierung unserer Kinder"? Die gibt es in den Medien. Heute hat jeder, der einen Zugang zum Internet hat, Zugriff auf alle möglichen Pornos. Da können sich die Blagen von heute ihre Pornos direkt auf ihr Smartphone laden. Ich muss hier nicht erwähnen, dass ich es mir bis heute verkniffen habe, mir ein Smartphone zu beschaffen. Wenn die Eltern ihre Kinder also "schützen" wollen, müssen sie ihnen den Zugang zum Internet sperren. Tun sie das auch? Natürlich nicht! Ihre Kinder würden ihnen wohl etwas anderes erzählen.

Weil sie ihren Kindern aber die Smartphones mit den abgespeicherten Pornos nicht wegnehmen, müssen die ihnen auch nichts erzählen. Was in Münster dann andere übernommen haben. In der Stubengasse fand sich viel normales Volk. Menschen, die wissen, dass Kinder rechtzeitig aufgeklärt werden müssen, und zwar von kompetenten Personen; Lehrerinnen und Lehrer sind kompetent, und die können den durch Smartphones frühsexualisierten Kindern auch verdeutlichen, dass Pornos nicht die Realität unserer Sexualität darstellen.

Das wurde den abwesenden besorgten Eltern auch auf der Gegendemo der normalen Menschen gesagt, nur waren die besorgten Eltern halt nicht da. So konnten sie nicht hören, was ihnen z.B. Ratsfrau Anne Schulze Winzler von der SPD sagte. Überhaupt ließen sich die Ratsfraktionen mit ihren Vertretern blicken, so auch die CDU mit Richard Halberstadt.

Auch bitteres mussten wir erfahren. Kim Niemann, Vorsitzender des Jugendrates, zerstörte die Hoffnungen einiger Anwesender, er könne schwul sein. Nein, er sei heterosexuell. Ob man ihn wohl umpolen und schwul machen kann? Besorgte Eltern aufgepasst: Man kann es nicht. Könnte man es, wäre ich nicht schwul. Denn ich bin, wie übrigens jeder Schwule und jede Lesbe, in einer komplett heterosexuellen Umwelt aufgewachsen. Da gab es nix Schwules.

Pech für Kim. Niemand kann ihm helfen. Aber deshalb ist seine Welt am 30. Mai 2015 nicht untergegangen.

Zum Überblick über die aktuellen Meldungen
Startseite von bamby

Kontakt
Ein GANZ besorgter Vater
Bearbeitet an St. Ferdinand 2015

(C) Norbert Korfmacher, Münster, 2015