Siegfried Lenz: Der Überläufer. Roman, Hamburg 2016.
Walter Proskas Erinnerungen gehen nach dem Krieg zurück an seine Zeit als Soldat. Er muss seiner Schwester etwas beichten. Während des Krieges wurde er von seiner Truppe getrennt. Der Zug, der ihn transportieren sollte, wurde Ziel eines Partisanenangriffs, nicht zuletzt weil der Soldat eine Situation falsch eingeschätzt hat. Mitten im Wald wird er von deutschen Soldaten aufgefunden und ihrem Kommando unterstellt. Diese Gruppe steht ebenfalls im Fadenkreuz des Gegners. Die Deutschen bleiben den Partisanen nichts schuldig, in deren Land sie sich unrechtmäßig befinden, die Partisanen überfallen die Besatzer. Und Proska mittendrin. Langsam stellen sich Zweifel am Sinn des Krieges ein.
Wie es ausgegangen ist, kann ich nicht verraten. Nicht etwa, weil ich es nicht verraten mag, sondern weil ich es nicht weiß. Ich bin bis Seite 148 von 337 Seiten gekommen, dann war Schluss. Ich bin bei der Auswahl meiner Literatur nicht anspruchsvoll, ein Blick auf meine Rezensionsliste hier bei bamby wird das verdeutlichen. Es gibt allerdings ein Kriterium, das zählt: ich will unterhalten werden. Dieses Buch fand ich schlicht langweilig. Im ersten Kapitel braucht der Autor von Seite 7 bis Seite 20, um den Protagonisten eine Briefmarke kaufen zu lassen. Respekt, das muss man erst mal zu Papier bringen. Nein, das fand ich nicht wirklich aufregend oder prickelnd. Die Erzählung um die Sprengung des Zugs kam auch nicht in Fahrt, der Autor vertändelte das Potential. Auch in den folgenden Kapiteln stellte sich bei mir kein Moment der Spannung ein, obwohl es um Gefahren, Ängste und Gewalt ging. Potential wäre da gewesen, aber Siegfried Lenz überzeugte mich an keiner Stelle.
Offenbar wusste der Autor, weshalb er das Opus nach der Ablehnung durch einen Verlag nie wieder hervorkramte. Ich weiß es jetzt auch.
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Bearbeitet am 26. November 2016
(C) des Textes: Norbert Korfmacher