Britischer Kinofilm 1999, Regie: Simon Shore
Kinowelt Leipzig, Arthaus 500835
Um
es gleich zu sagen: "Get Real" war mein Lieblingsfilm unter den schwul
angehauchten Kinoproduktionen. Seit seiner Premiere in den deutschen Kinos
im Spätherbst 1999 habe ich den Streifen nicht mehr gesehen und habe
auf eine DVD gewartet. Diese ist nun erschienen. Mit gewissen Bedenken
habe ich die Scheibe schließlich besorgt und eingelegt, denn die
Erfahrung lehrt, dass fünf Jahre eine verdammt lange Zeit sind und
sich gewisse Dinge ändern. Mein Geschmack zum Beispiel.
Mein Geschmack hat sich also in diesen Jahren geändert, "Get Real"
logischerweise nicht. Nun, dieser Streifen bleibt mein Favorit unter den
"Schwulenfilmen".
John Dixon hat ein Problem: er ist Schulsprecher, ein erfolgreicher
Sportler, hat eine hübsche Freundin, wird von allen Mädchen der
Schule angehimmelt, kommt aus einem vornehmen Elternhaus, hängt mit
angesagten & supercoolen Typen rum, aber er ist homosexuell. Sein Leben
ist eine Lüge, von seinen Eltern bereits verplant für einen heterosexuellen
Lebensweg plus Karriere. In dieser Situation lernt er auf einer Klappe
den sechzehnjährigen Steven Carter kennen, einen Underdog. In der
Schule ist Steven ein niemand, von Johns "Kameraden" wird er nach allen
Regeln der Kunst zur Sau gemacht. Auch Steven Carter belügt seine
Umwelt, einzig einer fetten Freundin hat er sich anvertraut. Die beiden
jungen Männer finden nach einigen Irrungen und Wirrungen über
Stevens Bett den Weg zueinander. Diese Herrlichkeit währt jedoch nicht
lange. Steven Carter bricht aus seinem Lügengebäude aus, er schwimmt
sich frei. John Dixon gelingt dies nicht, da er die Rolle des heterosexuellen
Supermannes verinnerlicht hat. Carter zahlt seinen Preis, Dixon allerdings
auch ohne dies wirklich zu begreifen. Am Ende trennen sich ihre Wege, Steven
geht als schwuler Sieger vom Feld.
Der Film
ist nicht ganz frei von den üblichen traurigen Geschichten, die sich
werauchimmer einfallen läßt, um das Publikum von der großen
Pein der Schwulen zu überzeugen. So tischt John Dixon uns eine geradezu
abenteuerliche Geschichte von seinem ersten Homo-Sex in Cornwall auf. Der
gespannte Zuschauer schaut indes lieber auf die Mimik der beiden Jung-Darsteller
Ben Silverstone und Brad Gorton. Neben einer bunten Schar interessanter
junger Mimen bestimmen die beiden den Film. Und die beiden sind wirklich
hübsch anzusehen, denn das Auge isst ja gerade bei Schwulen mit.
Die kopiergeschützte DVD enthält neben dem Film noch ein
Interview mit Regisseur Simon Shore und einige Trailer.
Fazit: was vor fünf Jahren gut war, taugt auch heute noch. Und
dieser Film taugt. Anschaffung lohnt also für guten DVD-Genuss.
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Bearbeitet am 14. Oktober 2004
(C) des Textes: Norbert Korfmacher