Die Kette
Kriminalfilm in zwei Teilen, BR Deutschland 1977, Regie: Rolf von Sydow
Aviator-Entertainment GmbH Hamburg
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Seit Ende der fünfziger Jahre erfreute sich der britische Krimiautor
Francis Durbridge auch in Deutschland großer Beliebtheit, und als
Dieter Borsche mit einem "Halstuch" mordete, konnten und wollten die Deutschen
von dem Briten nicht lassen. Francis Durbridge stand für gediegene
Fernsehunterhaltung, seine Krimis haben längst Kultcharakter.
Diesen Kultcharakter haben sie aus drei Gründen bekommen: 1. waren
sie spannend; 2. waren sie abstrus; 3. kannten die Deutschen wenig anderes.
Als die Deutschen anderes schätzen gelernt hatten, verloren Durbridges
Krimis ihren Reiz, obwohl sie immer noch leidlich spannend und vollständig
abstrus waren.
Ein Paradebeispiel für die Handwerkskunst des Autoren und seiner
deutschen TV-Jünger ist der Zweiteiler "Die Kette". Er markiert das
Ende der Durbridge-Mehrteiler. Fortan fesselten Durbridges Mörder
und ihre Verfolger die Deutschen nur noch an einem Fernsehabend.
Wie immer geht es um Mord. Harry Dawson arbeitet als Inspektor bei
Scotland Yard. Beim Golfspiel wird sein Vater ins Jenseits befördert.
Es dauert nicht lange, da wird auch Peter Newton ermordet, der vorgab,
Dawsons Vater vermittels eines Golfballs aus Versehen dorthin befördert
zu haben, wohin er ihm nun unfreiwillig folgte. Mary Rogers, Haushälterin
der Dawsons, reagiert verstört auf den Todesfall ihres Arbeitgebers
und kündigt. Sie macht sich allerdings mehr Sorgen um ihren Fifi,
einen Pudel, den man entführt hat. Der Pudel taucht wieder auf und
wird Harry Dawson von Arnold Conway & seiner Frau übergeben. Doch
auch die beiden Conways spielen ein falsches Spiel mit Inspektor Dawson.
Wie bei allen Durbridge-Krimis erübrigt sich eigentlich eine Inhaltsangabe.
Ebenso die Frage nach dem Täter. Es gehört zum guten Ton, dass
jeder der Mörder gewesen sein kann. Wer es am Ende dann war, ist beliebig
und ganz bestimmt nicht logisch, aber doch prickelnd. Auch dreißig
Jahre später entfaltet dieser Zweiteiler also seinen ganz spezifischen
Charme. Dazu kommt eine ganze Reihe guter Schauspieler: Harald Leipnitz
als Harry Dawson, Rosemary Fendel als Mary Rogers, Wolfgang Kieling als
zwielichtiger Tierhändler, Karl-Heinz Vosgerau und Margot Hielscher
als Ehepaar Conway, Herbert Fleischmann als Chefinspektor Yardley sowie
Klaus Wildbolz, Beatrice Richter, Nino Korda, Wolfgang Lukschy, Walter
Kohut, Gunnar Möller und andere. Das wirklich Tolle aber ist der Flair
der siebziger Jahre. Hier lassen "Die Zwei" in der Ausstattung grüßen.
Höhepunkt der Geschmacklosigkeit ist die Wohnung von Linda Wade: sie
ist rot. Was noch zu toppen ist, als besagte Linda Wade (toll gespielt
von der zwischenzeitlich in Vergessenheit geratenen Beatrice Richter) blutig
in ihrem Badezimmer vor einem Spiegel sitzt ... eben rot.
Kurz: wer Krimis der siebziger Jahre mag, der kommt hier auf seine
Kosten. Für Freunde der Musik findet sich auf der DVD noch der Soundtrack
des Zweiteilers.
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Bearbeitet am 19. Mai 2006
(C) des Textes: Norbert Korfmacher