Teenie Drama mit Bolzen

Vielleicht lieber morgen
DVD: Amerikanischer Spielfilm von 2012, mit Logan Lerman, Ezra Miller und Emma Watson unter der Regie von Stephen Chbosky; Alive - Vertrieb und Marketing/DVD.

Shop: Die DVD finden Sie bei amazon

Dieser Film wurde hoch gelobt, allein ich konnte mich trotz der angeschwulten Handlung und der gutaussehenden Jungmimen nicht dazu entschließen, ihn mir im Kino anzusehen. Als er dann auf DVD erschien, habe ich ihn mir angeschaut. Wie erwartet wurde mir ein Teenager-Drama über die schöne Welt der achtziger Jahre präsentiert, also meine Jugendjahre.

Charlie ist auf der Highschool gelandet, doch es fällt ihm schwer, dort Anschluss zu finden. Er lernt die beiden Stiefgeschwister Sam und Patrick kennen. Von Haschplätzchen zum Plaudern verführt, erzählt er Sam, dass sich sein bester Freund das Leben genommen hat. Aus Mitleid nimmt Sam Charlie in ihren Freundeskreis auf. Charlie unterstützt Sam bei ihren Bewerbungen für ein gutes College. Ihr Stiefbruder Patrick hat eine Affäre mit einem Footballspieler der Schule, die sich im Geheimen abspielt. Sam und Charlie kommen sich näher, doch da Sam vergeben ist, geht Charlie eine Beziehung mit Mary Elisabeth ein, ein nervendes Mädchen. Als Charlie sie entenervt bloßstellt, kommt es zum Bruch zwischen ihm und seinen Freunden. Der Bruch wird erst gekittet, als Patrick Opfer schwulenfeindlicher Ausschreitungen wird und Charlie ihm mit aller Gewalt hilft. Am Ende des Schuljahres hat Sam ihre Zulassung zum gewünschten College. Da ihre Beziehung zerbrochen ist, kommt sie Charlie am Vortag ihres Aufbruchs sehr nahe und löst Erinnerungen bei ihm an seine tote Tante und ihr Treiben aus. Er fühlt sich für ihren Tod verantwortlich. Nach einem Suizidversuch wird Charlie in eine Klinik eingewiesen. Die Taten seiner Tante hat er verdängt, denn sie hat ihn als Kind kurz vor ihrem Unfalltod sexuell missbraucht.

Eine dramatische Geschichte um Freundschaft, Drogen, erste Liebe, erste Erfahrungen, Ausgrenzungen, Anerkennung, Scheitern und den üblichen Kram. So weit es sich um den üblichen Kram handelte, war die Geschichte in Maßen unterhaltsam. Kein Brüller, aber durch die Darsteller ein Hingucker. Nur blieb es nicht bei dem üblichen Kram. Es fing mit dem Freitod des Freundes an, der Erwähnung fand und Charlies Reserviertheit erklären mochte, aber was dann zum Ende kam, war gar zu dick. Ohne jede Notwendigkeit wurde die Geschichte von der sexgeilen Tante aufgetischt, die sich an ihrem Neffen vergangen hat und dafür vom Schicksal mit der Höchststrafe gezüchtigt wurde, nämlich ihrem Tod. Ganz offensichtlich hat der Autor der Geschichte seinen eigenen Protagonisten nicht getraut, sonst hätte er diese Keule nicht völlig überraschend zum Ende aus der Trickkiste geholt. Mit dieser Keule hat er der Geschichte den unverdienten Rest gegeben.

Ich bin, was abstruse Wendungen betrifft, einiges gewohnt (hey, ich bin Fan von "Dallas"!), aber das war mir dann doch zu dick. Ich kann es auch dramatischer formulieren: In meinem Schülerdasein hat es einige dramatische Momente gegeben, aber einen Freitod hatte ich nicht zu bewältigen (ich kenne auch niemanden, der das musste), und ein Verwandter hat sich mir in dieser Zeit auch nicht unsittlich genähert (ich kenne auch niemanden, der das ertragen musste). Also: Was soll das?

Es mag Leute geben, denen so etwas gefällt, mir gefällt das nicht. Trotz guter Darsteller und einer leidlich guten Schulgeschichte kann ich diesen Streifen nicht empfehlen, weil er pseudodramatisch ist. Der Plot ist an den Haaren herbeigezogen.

Zurück zur Übersicht über die Rezensionen
Zur bamby-Startseite

Bearbeitet am 14. September 2013

(C) des Textes: Norbert Korfmacher