Dallas

27. 9. 1991

356. Endspiel
JR geht durch Southfork. "Weg. Alle sind sie weg. Alle haben mich verlassen." jammert er und kommt zu der Einsicht, daß es allen besser gehen würde, wenn es ihn nie gegeben hätte: "Wären sicher glücklicher, wenn es mich nie gegeben hätte." Er überlegt, sich zu erschießen. Da sieht er einen Mann (Joel Grey) in einem weißen Anzug auf dem Balkon. Er will ihn vertreiben und schießt auf ihn, doch da steht der Mann schon neben ihm am Schwimmbecken. Der Mann nennt sich Adam. "In gewisser Hinsicht bin ich ihre goldene Gans." erklärt Adam JR und bietet ihm an, ihm zu zeigen, was aus den Familienmitgliedern geworden wäre, hätte es JR Ewing nie gegeben. JR vermutet, daß Adam ein Engel ist, der zu ihm geschickt wurde, um ihn vor dem Selbstmord zu retten. Adam erwidert, dies zwar verkehrt gedacht, aber nicht ganz falsch. Den zweifelnden JR überzeugt er schließlich, daß sein Angebot ernst und echt gemeint ist, indem er ihm Sachen erzählt, die nur JR wissen kann.
"Warum bekomme ich immer die JRs dieser Welt zugeteilt?" fragt er sich und zeigt JR, was aus Ewing Oil geworden wäre, hätte es JR nicht gegeben. Eine Versicherung hat sich in den Räumen der Firma breit gemacht, denn Ewing Oil existiert nicht mehr. Er zeigt JR das Grab seiner Eltern: Da es keinen JR gab, überließ Jock Gary die Leitung der Firma. Gary führte die Firma in den Ruin, Jock nahm sich 1978 das Leben. Miss Ellie haderte mit ihrem Schicksal und überlebte ihren Mann nur zwei Jahre.
Adam führt JR zu Gary. "Du Schuft." schimpft JR, als er seinen Bruder sieht und erfährt, daß Gary ein prominenter Rechtsanwalt geworden ist. "Ein sehr guter Anwalt, aber ein lausiger Ölmann." erklärt Adam. JR kann erleben, wie Gary einen Scheidungsfall löst. "Er hat niemals geheiratet. Da sie ihn nie von Southfork vertrieben haben, gab es keine Valene und keine Lucy." ergänzt Adam. Gary schläft mit der Anwältin der Gegenseite und regelt die Vermögensprobleme einer Scheidung auf diese Weise: "Damit können wir leben." JR kann ihm seine Anerkennung nicht verweigern: "Respekt. Ein echter Ewing."
JR erfährt, daß Jock und Miss Ellie auch ohne ihn drei Söhne hatten: Nach Gary und Bobby folgte noch Jason. Jason Ewing baut billige Häuser, die nichts taugen und hat so ein Vermögen gemacht. "Er ist eindeutig ihr Bruder. Er ist verheiratet, aber keine Frau der Stadt ist vor ihm sicher." stellt Adam fest. Sein neuestes Bauprojekt wird auf einer Mülldeponie errichtet. Adam zeigt JR Jasons erste Siedlung: Sie wurde auf Southfork errichtet, nachdem Jason Bobby und Gary ausgebootet hatte.
Sue Ellen ist Schauspielerin geworden, Star beliebter Vorabendserien. JR gefällt, wie Sue Ellen eine Kollegin niedermacht, bis er merkt, daß es Teil einer Inszenierung ist. Von ihrem Agenten muß Sue Ellen erfahren, daß ein großes Filmvorhaben geplatzt ist und sich ihre große Karriere in Hollywood erledigt hat. Ihr Ehemann erscheint und tröstet sie. JR ist fassungslos, denn Sue Ellens Ehemann ist Nicholas Pearce. "Ich glaub es einfach nicht." stöhnt JR, doch er erkennt, daß Nicholas Pearce nicht tot ist, denn JR Ewing hat es nicht gegeben.
Adam verrät JR, daß Gary und Jason kinderlos sind. Er führt JR zu Bobby, der mit seinen drei Kindern herumtollt. JR ist erleichtert: "Ein glücklicher Mann. Der gute Bobby: ein Bilderbuchamerikaner!" "Eher ein Bilderbuchversager." klärt Adam JR auf. Bobbys Frau Annie taucht auf und erinnert Bobby daran, daß er mit den Unterhaltszahlungen für die Kinder drei Monate im Rückstand ist. Sie will ihm ein Treffen mit Kindern erst wieder ermöglichen, wenn er den Unterhalt gezahlt hat. Adam erklärt, daß Bobby sich ganz auf seinen Charme und sein gutes Aussehen verlassen hat: "Nach Miss Ellies Tod begann er, sich treiben zu lassen. Nur die Tatsache, daß er gegen sie antreten mußte, hat ihm zu dem gemacht, was er ist."
Adam zeigt JR, was aus einer anderen Toten geworden wäre, hätte es JR nie gegeben: Kristin Shepard, Sue Ellens Schwester. Sie hat sich "zu den Spitzenverdienerinnen ihrer Branche" emporgearbeitet, bemerkt Adam. JR sieht, wie Kristin einen alten Richter aufsucht. "Sie ist ein Callgirl." vermutet JR: "Sie hat erkannt, wo ihre Begabung liegt. Ich habe das schon immer erkannt." Als der Richter ihr Geld geben will, um mit ihr ins Bett zu steigen, verhaftet sie ihn wegen Anstiftung zur Prostitution. Um einen Skandal zu vermeiden, gibt ihr der Richter ein Bündel Geldscheine. Das Geld teilt sie mit ihrem Freund, mit dem sie diese Form des Betrugs durchzieht. "Eine tolle Masche." freut sich JR.
Adam führt JR zurück in Garys Anwaltskanzlei. Dort taucht Valene auf. Sie hat reich geheiratet, braucht aber nun nach dem Tod ihres Mannes Rechtsbeistand, um sich vor Erbschleichern zu schützen. Der Funke springt sofort zwischen den beiden über. "Er wird doch wohl nicht auf diese Schlampe hereinfallen?" ruft JR verzweifelt aus. Adam erklärt, daß sich die Dinge so entwickeln, wie sie es eben müssen.
JR findet es ekelig, daß Gary so glücklich ist, während Bobby abgestürzt ist. Adam empfielt ihm, sich endlich zu erschießen und präsentiert dem zögernden JR Bobbys zweite Ehefrau. Sie macht Bobby eine häßliche Szene, weil sie so schäbig wohnen muß. Sie plant eine Tournee als Tänzerin in Japan zu machen. Bobby will sie daran nicht hindern. Er fährt zu Carter McKay, der eine Spielhölle betreibt. Bobby schuldet ihm fünfzigtausend Dollar. McKay gibt ihm zwei Tage Zeit, das Geld aufzutreiben, andernfalls werde Bobby erledigt.
"Bobby scheint wirklich in Schwierigkeiten zu stecken." bedauert JR das Unglück seines Bruders. "Oh, das tun andere auch." findet Adam und führt JR zu Cally. Sie ist niemals nach Dallas gekommen. Ihre Brüder haben für sie eine Ehe arrangiert. Nun hat sie einen gewalttätigen Ehemann und drei Kinder. Sie ist zur Schlampe verkommen. Sie läßt sich von ihrem Ehemann schlagen, aber als der die Kinder verprügeln will, greift Cally zu einem Gewehr und erschießt ihren Mann. Adam weist JR daraufhin, in welcher Gegend Cally lebt und macht klar, welches Schicksal auf Cally wartet: Sie wird bis an ihr Lebensende hinter Gittern sitzen.
"Hat denn wirklich niemand Glück gehabt." ruft JR verzweifelt. "Doch. Und sie werden nicht erraten, wer." Cliff Barnes ist verheiratet, hat einen Sohn, der demnächst in Harvard studieren wird, und eine Tochter, die von Söhnen der besten Familien umgarnt wird. JR ist davon nicht erbaut: "Ich glaube, mir wird übel." Er wird Zeuge, wie Cliff einen Mitarbeiter unter Druck setzt und ist beeindruckt von seinem alten Widersacher. "Da es sie nicht gab, konnte er sich auf seine Karriere als Jurist konzentrieren." Cliff Barnes ging in die Politik und brachte es zum Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Durch einen Telefonanruf wird Cliff davon in Kenntnis gesetzt, daß der Präsident einen Schlaganfall erlitten hat und er nun amtierender Präsident ist.
Als Bobby in sein Haus zurückkehrt, ist es ausgeräumt. Seine zweite Frau hat ihn verlassen. JR will wissen, warum Bobby in dieser Situation nicht seine Brüder Gary und Ray um Hilfe bittet, doch Adam erinnert ihn daran, daß Ray gar nichts von Jocks Vaterschaft weiß: "Rays Leben ist vollkommen anders verlaufen." Nach einem Unfall beim Rodeo lebt er als einfacher Gelegenheitsarbeiter. "Wird sein ganzes Leben so trostlos sein?" fragt JR. Doch Ray ist verheiratet und hat zwei Söhne. "Ich bin so ziemlich der glücklichste Mensch der Welt." erklärt Ray seiner Frau. Adam bemerkt, daß Ray trotz seiner Armut etwas besitzt, was JR sich immer wünschte, aber nie bekam: eine intakte Familie.
"Ich bin ein waschechter Ewing." erklärt Jason Bobby und lehnt jede finanzielle Unterstützung für seinen Bruder ab. Am Abend bietet sich Jasons unglückliche Ehefrau Bootsie Bobby an, doch der will auf keinen Fall seinen Bruder hintergehen und mit ihr schlafen. Sie gibt ihm trotzdem das benötigte Geld: "Er behandelt mich wie ein Möbelstück."
Bobby trifft seine geschiedene Frau und schiebt ihr fünfundzwanzigtausend Dollar in die Handtasche. Sie ist voller Sorge um ihn, kann jedoch nicht verhindern, daß er geht. Adam erkennt, daß JR wirklich an Bobbys Wohlergehen gelegen ist. Bobby geht zu McKay und bietet ihm ein Spiel an. Er bietet McKay an, zusätzlich zu dem Geld seine Spielhallen nie wieder zu betreten, sollte er verlieren. Da Bobby eine schlechte Karte zieht, läßt sich McKay auf das Spiel ein. Zu JRs Erleichterung gewinnt Bobby, doch Adam erklärt, daß Bobby schon am Abend das restliche Geld verspielt haben wird. "So sehr kann doch mein Leben die Dinge nicht verändert haben." wundert sich JR. Adam fordert ihn auf, sich endlich zu erschießen. JR fragt ihn, was er denn für ein schlechter Engel sei. Adam stellt fest, daß er kein Engel ist, sondern von der Hölle geschickt worden ist, um JR zu holen.
JR erwacht in seinem Bett. Er hält alles für einen Alptraum. Im Spiegel taucht Adams Bild auf. Jetzt ist er rot gekleidet. Er fordert JR auf, sich umzubringen: "Niemand liebt sie. Alle haben sie verlassen. Denken sie daran, wie leid es allen tun wird. Ein Schuß und alles liegt hinter ih-nen." Währenddessen kehrt Bobby vom Flughafen zurück. Er merkt, daß etwas nicht in Ordnung ist. JR greift in seinem Zimmer zum Revolver und führt ihn an seine Schläfe. "Tun sie's!" brüllt Adam, wobei seine Augen rot leuchten.
Bobby hört einen Schuß. Er stürzt in JRs Zimmer und ruft: "Oh, mein Gott!"

Mit dem klassischen "Cliffhanger"-Satz "Oh, mein Gott!" endete die letzte Folge von "Dallas", die zweite Folge nach dem "Schwanengesang", die länger als die übliche Stunde dauerte, Werbung inklusive. Man machte ein Anleihe bei "Ist das Leben nicht schön?" von Frank Capra, doch auf James Stewart verzichtete man. Die Herren von Lorimar zeigten den Zuschauern, was aus den Helden ihrer Serie geworden wäre, hätte es JR Ewing nicht gegeben. Und das war nicht sonderlich interessant. So ist auch die letzte Episode nicht sonderlich interessant. Wie weiland bei Bobbys Rückkehr unter Dusche war die Idee wohl brillant, aber letztlich blieb doch ein Gefühl der Enttäuschung zurück. Ein guter Einfall war es, daß Cliff ohne JR Präsident der Vereinigten Staaten geworden wäre. Ironie der Weltgeschichte: In der Woche, in der diese Episode in Amerika ausgestrahlt wurde, durfte Vizepräsident Dan Quayle für einige Stunden als Präsident der USA amtierenden, weil George Bush operiert wurde. Quayles Ruf war von derselben Qualität wie der von Cliff Barnes in "Dallas". Der einzige Lichtblick aber war Ted Shackelford, dem seine Rolle als Anwalt sichtlich Vergnügen bereitete. Es stellte sich ein wenig das dumpfe Gefühl ein, daß es ein Fehler gewesen sein mochte, Gary Ewing nach "Knots Landing" zu verfrachten. Doch dabei muß bedacht werden, daß sich Gary eben nur ohne JR zu so einem tollen Anwalt entwickeln konnte, der die Scheidungsmodalitäten seiner Klientin im Bett klärt. Neben Shackelford gelang es den Produzenten, noch einige andere Größen aus der verflossenen Zeit vor die Kamera zu bringen: Linda Gray, Jack Scalia, Mary Crosby, Steve Kanally und Joan Van Ark. Für die Rolle des Bösewichtes konnte man auf Hagmans Freund Joel Grey zurückgreifen. Nicht vor die Kamera bekam man Barbara Bel Geddes und Victoria Principal. - Mit dem Ende von "Dallas" mußten sich die Darsteller nach neuer Arbeit umsehen. - Am leichtesten hatte es Patrick Duffy: Im Anschluß an "Dallas" übernahm er die Hauptrolle in der Situationskomödie "Step By Step", in der auch Sasha Mitchell mitwirkte. - Für Larry Hagman ging es nach der Serie weiter: Zunächst tingelte er mit Linda Gray durch Europa mit dem Stück „Loveletters“ auf einer Theatertournee und ließ sich hier noch einmal feiern. Am 8. November 1991 war das Paar Gast in der NDR-Talkshow und wurde von Wolf Schneider interviewt. Seinen Aufenthalt in Deutschland nutzte er zu einem Gastauftritt in Roy Blacks Unterhaltungsserie "Ein Schloß am Wörthersee", wobei er sich selbst spielte. An seiner Seite war Linda Gray . Diese Episode - es war die erste der zweiten Staffel - ging noch aus einem anderen Grund in die deutsche Fernsehgeschichte ein: Am Tag vor der Erstausstrahlung war Roy Black plötzlich und unerwartet gestorben. Die Quoten schnellten zur Freude von RTL in die Höhe. Hagman hatte schon 1988 in er Serie "In der Hitze der Nacht" bei einer Episode Regie geführt; dies wiederholte er 1993. Im selben Jahr wurde er wieder als Produzent tätig bei dem TV-Film "Staying Afloat", eine Tätigkeit, der er bereits in den letzten Staffeln von "Dallas" nachgegangen war und die seinen Einfluß demonstrierte. Zwei Jahre später hatte Hagman seinen bedeutendsten Kinoauftritt: Oliver Stone verpflichtete den bekannten Mimen für seine Verfilmung von "Nixon". Hier spielte Hagman das, was man von ihm kannte: einen schmierigen Ölmann. Nach den Dreharbeiten mußte sich Hagman einer Lebertransplantation unterziehen und geriet so noch einmal in die Schlagzeilen der Weltpresse. Ein Jahr später konnte er an seinem Lieblingsprojekt als Produzent und Hauptdarsteller mitwirken: "Dallas: JR Returns" war angesagt. Seit 1997 hat Hagman eine feste Rolle in der TV-Serie "Orleans". - Linda Grays  Karriere war nach ihrem Ausstieg aus "Dallas" 1989 zunächst beendet. Erst 1991 bekam sie wieder ein Engagement. 1992 suchte Aaron Spelling eine hochkarätige Schauspielerin für eine Gastrolle in "Melrose Place". Für diese Serie hatte er bereits Heather Locklear verplichtet, nun durfte Linda Gray  für ein paare Folgen ihre Mutter spielen. Diese Rolle mündete zwei Jahre in den Ableger "Models Inc.", in der Linda Gray  die Hauptrolle spielte. Nach einem Jahr war aber auch damit Schluß. - George Kennedy konnte seine Karriere nach "Dallas" fortsetzen. Er war ohnehin der berühmteste Darsteller in der Serie und hatte wahrlich keine Mühen, neue Rollen zu finden. Mit der "Nackten Kanone" gelang ihm an der Seite von Leslie Nielson und Priscilla Presley ein weiterer Erfolg in seinem schauspielerischen Dasein. - Ken Kercheval laborierte nach "Dallas" an Lungenkrebs. Er war auf dem Set der einzige, der es wagte, in Hagmans Anwesenheit zu rauchen, so der Klatsch. Er wirkte in einer weiteren TV-Verfilmung um "Perry Mason" mit und in einem TV-Film der "Bezaubenden Jeannie". - Cathy Podewell spielte 1991 noch in dem TV-Film "Earth-Angel" mit und bekam ein Jahr später eine Gastrolle in "Beverly Hills 90210". Auch in "Walker, Texas Ranger" war sie einmal zu sehen. Damit waren ihre schauspielerischen Aktivitäten in Film und Fernsehen beendet.

Weiter zur nächsten Episode
Zurück zum Episodenüberblick

Bearbeitet am 20. September 2006

(C) Norbert Korfmacher, Münster