Die schöne Wilhelmine

6. 9. 1984

1. Ewige Treue
Friedrich II., der Große von Preußen, ist alt geworden. Seine Regierungszeit neigt sich ihrem Ende zu. Zusammen mit seinem Vertrauten, dem alten Marschall Keith, sitzt er melancholisch auf der Terrasse von Sanssouci. Er fürchtet, Preußen mit ins Grab zu nehmen. Sein Neffe, der Kronprinz, in seinen Augen ein Schlappschwanz, wird später dem Land als König nicht das geben können, was es braucht. In der Hoffnung, dass aber wenigstens in späterer Zukunft ein besserer Nachfolger den Thron einnehmen wird, beschließt der König, den Prinzen mit Prinzessin Elisabeth von Braunschweig zu vermählen. Die Ehe wird zwar zustandekommen, aber die Frau, die dem Prinzen zeitlebens Glück und Geborgenheit schenken soll, stammt nicht aus dem Braunschweiger Residenzschloss. Sie wohnt jetzt noch in der Berliner Vorstadtkneipe "Zum kleinen Trompeter", die von Elias und Marie Encke betrieben wird. Durch ein verwickeltes Spiel von Zufällen und Intrigen, bei dem auch der berühmte Frauenheld Casanova, zur Zeit in Berlin auf Durchreise, und der Bankrotteur Graf Matuschkyn eine Rolle spielen, lernt der Kronprinz die beiden Töchter des Ehepaares Encke kennen: die ältere Christiane, die am Hoftheater spielt, und Wilhelmine, eine liebenswerte kleine Rotznase. Der Versuch Casanovas und Matuschkyns, den Prinzen mit Christiane zu verkuppeln, schlägt fehl. Der Prinz hat nur Augen für die kleine Wilhelmine, die dabei ist, sich vielversprechend zu entwickeln, und er beschließt, ihr "eine angemessene Erziehung" zuteil werden zu lassen. Zum ersten Mal wird sie anläßlich der Hochzeit ihrer Schwester Christiane mit Graf Matuschkyn in die Gesellschaft eingeführt. Der König setzt seinen Willen durch: Der Prinz heiratet Prinzessin Elisabeth. Diese Ehe ist vom ersten Augenblick an zum Scheitern verurteilt. Die Hochzeitsnacht verlebt Elisabeth ungeniert mit dem Grafen Matuschkyn. Der Prinz aber fasst einen Entschluß, reitet von Potsdam nach Spandau, zum "kleinen Trompeter" und holt Wilhelmine auf dem Pferd zu sich in seine spartanische Stube im Kabinettshaus. Diese Regelung wird Dauerzustand. Wilhelmine läßt ein paar Habseligkeiten bringen und macht es sich im alten Junggesellendomizil des Prinzen gemütlich. Und während Elisabeth dabei ist, mit dem gesamten preußischen Offizierskorps zu fraternisieren, schließen der Prinz und Wilhelmine in seiner kargen Kammer Blutsbrüderschaft und schwören sich ewige Treue.

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Bearbeitet am 20. Januar 2008