14. 10. 1999
3. Also bleibe ich
Deutschland ist gleichgeschaltet. An den Universitäten werden
die Hochschullehrer auf Adolf Hitler vereidigt. Auch Victor Klemperer leistet
den Eid auf den Führer. Er hat keine Wahl, wenn er sein Amt behalten
will. Dennoch ist Klemperer störrisch wie eh und je. Als "deutscher
Nationalist" hat er für den Zionismus, Hoffnung und Zuflucht vieler
Juden, nur Hohn und Spott übrig. Diese Einstellung gerät selbst
durch den Selbstmord des emeritierten Kollegen Abendroth nur vorübergehend
ins Wanken. Klemperer arbeitet weiter, so gut es geht. Er schreibt, doch
kein Verlag will ihn mehr drucken. Das Geld wird knapp. Ein Besuch von
Agnes Dember, die über ihr Leben in der Türkei berichtet, bestärkt
Klemperer in seiner Absicht, trotz allem in Deutschland zu bleiben. Intellektuellen
Austausch findet er bei Natscheff, einem bulgarischen Zeitungskorrespondenten,
der in seiner Wohnung eine Leihbücherei unterhält. Unterhaltungen
mit Natscheff, Fahrten mit dem Auto und Sonjas kleiner Sohn Benno sind
es, die für Abwechslung im Klemperschen Haushalt sorgen. Sonja, deren
Vater Straßenbahner und alter Sozialdemokrat ist, lädt die Klemperers
zu einem Fest der Dresdener Straßenbahner ein. Als es zu einer ebenso
mutigen wie sinnlosen Kundgebung der verbotenen SPD kommt, bereitet die
SS der Feier ein brutales Ende. Müller, mittlerweile SS-Hauptscharführer,
steht mit seinen Leuten und der Polizei schon am Ausgang bereit. Dank Evas
Entschlossenheit entkommen die Klemperers und Sonjas Familie ungeschoren
der Razzia. Doch schon folgt der nächste, lang erwartete Schlag: Victor
Klemperer wird von seinem Amt "entpflichtet". Die Hochschule entlässt
ihn von heute auf morgen.
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Bearbeitet am 21. Mai 2005