Klemperer - Ein Leben in Deutschland

9. 11. 1999

10. An die Welt, die wir hinter uns ließen
Dezember 1942. Victor Klemperer ist zusammen mit Weinstein, Treuhänder und Stauffer als Zwangsarbeiter verpflichtet worden. Die ungewohnte, harte körperliche Arbeit im Stellwerk des Dresdener Güterbahnhofs ebenso wie Kälte und Hunger machen die Männer aggressiv und streitlustig. Bei ihrer Arbeit beobachten Klemperer und seine Leidensgenossen die Güterwagen voller zusammengepferchter Menschen, die nach Osten gehen. Sie können nur ahnen, was die Opfer am Ziel dieser Fahrten erwartet. Stauffer ist der Erste aus dem "Judenhaus", der einem dieser Transporte zugeteilt wird. Die Würde und Ruhe, mit der er von seinen Mitbewohnern Abschied nimmt, beeindruckt Klemperer ebenso wie das stumme Leiden von Stauffers junger "arischer" Ehefrau Carlotta. Eva dagegen wird zum ersten Mal von Zweifeln geplagt. Würde sie, ebenso wie Carlotta, ihrem Mann in die Dunkelheit hinaus folgen? Der alltägliche Gestapo-Terror von Malachowski und Müller, dem Eva im "Judenhaus" ausgesetzt ist, fordert allmählich seinen Tribut. Als sie wieder einmal Victors Manuskripte zu Annemarie bringt, schüttet sie der Freundin ihr Herz aus: Sie glaubt, Victors zunehmende Griesgrämigkeit und sein Selbstmitleid nicht mehr ertragen zu können. Zum ersten Mal fragt sich Eva, warum sie nicht einfach weggeht. Eine Antwort darauf gibt vielleicht die Postkarte, die Victor Eva eines Abends vorliest. Er hat sie im Unrat eines der aus dem Osten zurückgekehrten Viehwaggons gefunden. Es ist der Bericht eines Uhrmachermeisters aus Meißen, der das Ende des ersten Dresdener Juden-Transportes unter den Gewehrsalven der Gestapo in Riga schildert.

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Bearbeitet am 21. Mai 2005