13. 12. 2005
5. Schrecken des Krieges
Unter den zahllosen Männern, die 1914 begeistert in den Ersten
Weltkrieg zogen, war auch der 37 Jahre alte Julius Boldt, Besitzer eines
Kolonialwarenladens in Hamburg. Zurück ließ er seine junge Frau
und eine einjährige Tochter. Ein zweites Kind war unterwegs. Spätestens
zum Weihnachtsfest wollte er wieder zuhause sein. Doch Julius Boldt kam
an die Ostfront. Dort geriet er in russische Gefangenschaft, erkrankte
an Flecktyphus und starb wenige Monate später. Johanna Boldt war mit
23 Jahren Kriegswitwe. Ihr erging es wie vielen anderen: Sie litt Not und
hatte Mühe, sich und ihre junge Familie durchzubringen. In Hamburg,
Flensburg und Kiel kam es zu Hungerunruhen. Nach Kriegsende wurde im nördlichsten
Zipfel Norddeutschlands die Schleswig-Frage neu aufgeworfen. Die umstrittene
Alternative hieß: deutsch oder dänisch. Nach der Abstimmung
in zwei Zonen fiel der nördliche Teil des ehemaligen Herzogtums Schleswig
an Dänemark, der südliche verblieb im Deutschen Reich. Der aufkeimende
Nationalsozialismus fand in Schleswig-Holstein einen Nährboden. In
keiner anderen Provinz des Deutschen Reiches bekam die NSDAP (Nationalsozialistische
Deutsche Arbeiterpartei) so früh so starken Zuspruch. Der Film erzählt
unter anderem die Geschichte des 18-jährigen NSDAP-Mitglieds Otto
Gubitz aus Bad Segeberg. Gubitz mischte kräftig mit, wenn es zwischen
Nationalsozialisten und Sozialdemokraten zu Saalschlachten kam. Eine weitere
Episode erzählt von dem jüdischen Rechtsanwalt Friedrich Schumm,
der am 1. April 1933 in Kiel verhaftet und in seiner Zelle erschossen wurde.
Der Film zeigt die Rüstungsanstrengungen und Verfolgungen in Norddeutschland
während des Zweiten Weltkrieges. Er dokumentiert auch das Leid der
Zivilbevölkerung während der Bombardierungen norddeutscher Städte.
Und er beschäftigt sich ausführlich mit der Hamburger Swingbewegung,
einem Gegenentwurf zur Hitlerjugend. Auch Günther Discher gehörte
zu der ganz anderen Bewegung. Als er zum größten Schwarzmarkthändler
für Swingplatten aufstieg, geriet er in das Visier der Gestapo (Geheime
Staatspolizei). Ihm wurde "Handel mit Feindware" vorgeworfen. Per "Schutzhaftbefehl"
kam er ohne Gerichtsverhandlung in die Haftanstalt Fuhlsbüttel, kurz
darauf in das Jugend-Konzentrationslager Moringen bei Göttingen.
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Bearbeitet am 9. Januar 2006