Justizirrtum!

3. 1. 2005

Buch und Regie: Manfred Uhlig

1. Die Leiche ohne Kopf
Im Frühjahr 1957 wird im beschaulichen Münster an verschiedenen Stellen des Aasees die in Stücke geschnittene Leiche eines Mannes gefunden. Der Kopf fehlt. Es ist der Anstreicher Hermann Rohrbach. Die Ehefrau des Toten, Maria, gerät sofort ins Visier von Polizei und Justiz und wird im April 1958 wegen Mordes zu Zuchthaus verurteilt: lebenslänglich! Es ist ein Indizienprozess, in welchem der angeblich im Küchenherd verbrannte Kopf eine entscheidende Rolle spielt - und der Lebenswandel des "Besatzerliebchens". Doch eben dieser Kopf wird ein Jahr später in einem Bombentrichter gefunden. Vier lange Jahre bereits sitzt Maria Rohrbach hinter Gittern, dann gelingt dem Verteidiger die Wiederaufnahme des Verfahrens. 1961 wird sie schließlich freigesprochen. Gutachter und Sachverständige hatten auf skandalöse Weise versagt.
Der Mordfall erschütterte die deutsche Nachkriegsjustiz und führte zu Änderungen im Strafrecht und zur Neuregelung der Haftentschädigung.

Die Dokumentation war spannend und überzeugend gemacht. Manfred Uhlig trieb zahlreiche Zeitzeugen auf, deren Reaktion deutlich machte, dass der Mordfall auch heute noch bewegt. Eine Überraschung bot Uhlig dann mit dem Ende. Er präsentierte eine Tatversion, die Maria Rohrbach als Mörderin einschloss: sie fand Hilfe bei einem ehemaligen Geliebten, der vermutlich Vater ihres Kindes war. Die Version von Uhlig hat zwei Schönheitsfehler: das Motiv fehlt immer noch und es wird nicht erklärt, weshalb Rohrbachs Freund zwei Wochen früher ebenfalls enthauptet aufgefunden wurde. Selbstmord kann nicht ausgeschlossen werden, aber Mord eben auch nicht. Uhligs Tatversion steht auf denselben tönernden Füssen wie meine, wonach es ein homosexueller Hausgenosse war, der sadomasochistische Neigungen hatte. Diesen Hinweis bekam die Polizei erst Jahre später, und da war nichts mehr zu beweisen. Der Mord an Hermann Rohrbach bleibt also unaufgeklärt.

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Bearbeitet am 4. Januar 2005