10. 1. 2005
Buch und Regie: Raymond Ley
2. Mord beim Ave Maria
Hunderte von Schaulustigen drängen sich am 14. Juli 1965 in den
Hamburger Schwurgerichtssaal, um das Urteil über Eva Mariotti zu hören.
Die 47-jährige Schöne mit dem exotischen Namen ist angeklagt,
mit ihrem Bekannten die reiche Zahnarztwitwe Maria Moser im noblen Hamburg
Eppendorf ermordet zu haben. Sie war tot in ihrer Wohnung gefunden worden,
mit einem Tuch um den Hals. Der Verdacht fällt auf die Mariotti und
ihren Freund Erich Sterba. Beide pflegten Umgang mit der alten Dame, und
hatten Hamburg zwei Tage vor der Entdeckung der Leiche verlassen, um -
so heißt es - von der Schweiz aus nach Südamerika zu gehen.
In Brasilien wird Mariotti erkannt und ausgeliefert. Ihr Freund gesteht
in Prag einen Doppelmord. Während Eva das Ave Maria sang, sei die
Witwe von Erich Sterba erschlagen und dann von der Mariotti obendrein gewürgt
worden. Die Angeklagte ist nach dem Geschmack der Presse: In Prag geboren,
gilt sie als Geliebte von Diplomaten und Industriellen. Es ist bereits
der zweite Prozess um den Mord in Eppendorf. Der erste war zunächst
ausgesetzt worden wegen mangelhafter Beweislage. Doch die Mariotti verwickelte
sich in Widersprüche. Das anschließende Urteil - 20 Jahre -
wurde wegen eines Verfahrensfehlers kassiert. Im neuen Prozess schweigt
die Angeklagte. Dann die Sensation: Freispruch nach fünf Jahren U-Haft!
Die Mordversion des Bekannten erschien bei einem neuen Lokaltermin in der
Todeswohnung als unhaltbar.
Ihr Prozess machte Geschichte, da sich die Justiz mit der Frage auseinander
setzen musste, ob Schweigen im Verfahren als Schuldeingeständnis gewertet
werden darf.
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Bearbeitet am 20. Januar 2005