Der Sturm

1. 2. 2005

4. Bis zum bitteren Ende
Wer hat 1945 als erster sowjetischer Soldat die Rote Fahne über dem Reichstag gehisst? Seit Jahrzehnten ist diese Frage umstritten. Nun spricht im ZDF zum ersten Mal der sowjetische SoIdat, der tatsächlich als Erster die Rote Fahne auf dem Reichstag hisste: Es ist Michail Petrowitsch Minin. Nach 60 Jahren trifft er in Berlin auf ehemalige deutsche Soldaten, die bei Kriegsende im Berliner Reichstag erbitterten Widerstand gegen Stalins Truppen leisteten. Darunter ist Ernst Bittcher, damals 15 Jahre alt. Der Junge gehörte zum letzten Aufgebot zur Verteidigung Berlins. "Für uns Jungs hatte der Reichstag keine besondere Bedeutung", erinnert er sich heute. "Da wir an den Führer" glaubten, war er nicht mehr als ein Gebäude mit dicken Mauern, das Relikt einer vergangenen Ära." Am 29. April hatten sich sowjetische Truppen bis zu 500 Meter an die Reichskanzlei herangekämpft. Tags darauf drangen Stoßtrupps in das Gebäude ein. Obwohl bereits an diesem letzten Apriltag die Rote Fahne auf dem Dach des Reichstags gehisst worden sein soll, hielten die Kämpfe noch bis zum 2. Mai an. Doch die Zeitzeugen sind sich einig: So, wie die "Schlacht um den Reichstag" in zahlreichen sowjetischen Spiel- und Dokumentarfilmen dargestellt wurde, hat sie nie stattgefunden. Der Film erzählt zum ersten Mal die wahre Geschichte der Eroberung des berühmten Gebäudes. Neues Archivmaterial aus russischen Quellen wirft ein neues Licht auf die Kämpfe im Zentrum Berlin, eines Krieges, der die Stadt wie keine zweite in Deutschland versehrt hat. Die Wunden sind noch heute zu sehen - in Form von Einschusslöchern in Häuserfassaden und Gebäudeteilen. Der Film dokumentiert die Geschichten von Menschen, die den Alptraum vom Untergang Berlins durchlitten, das Leid der Zivilbevölkerung, die zwischen die Fronten geriet, zeigt Elend und Verzweiflung auf beiden Seiten; er erzählt von Wahn und Fanatismus, von Rache und Unmenschlichkeit, aber auch vom Mitgefühl und Überleben unter unglaublichsten Umständen.

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Bearbeitet am 15. Februar 2005