25. 5. 2005
2. Zuflucht
Der vierte Tag der Reise. Die "Bremen" befindet sich noch in der Nordsee.
Es ist kalt, 12 Grad, und es bläst ein starker Wind. Für die
Zwischendeckpassagiere beginnt um kurz vor sechs Uhr der Tag mit Wecken
durch die Steuerfrau Amélie. Piet ist zu der Zeit schon seit einer
Stunde auf den Beinen und bereitet das Frühstück für Mannschaft,
Kapitän und Auswanderer vor. Rolf wird heute vom Kapitän persönlich
in die Kunst des Steuerns und Kurshaltens, des Rudergehens, eingewiesen.
Das ist nicht einfach beim ersten Mal. Der 50 Meter lange Dreimaster reagiert
träge, nicht ungefährlich im dicht befahrenen Fahrwasser der
Nordsee. Temme ist besorgt über das Wetter. Im Herbst fegen ständig
schwere Orkanböen von West nach Ost über die Nordsee. Unmöglich
für ein Schiff wie die Bremen, dagegen anzukämpfen und durch
das Nadelöhr des Ärmelkanals (33 km) zu gelangen. Aber es klappt
gerade noch und der Kapitän beschließt, Zuflucht vor dem Sturm
hinter der südenglischen Insel Isle of Wight zu suchen. Eine auch
damals, 1855, oft getroffene Entscheidung. Während auf dem Atlantik
der Sturm tobt, unterweist Piet die Mitreisenden in der Kunst des Brotbackens.
Er ist, wie er selbst sagt, "am Limit". Doch diese Entlastung ist noch
nicht genug. Der Schiffsarzt, Jens Schneider, warnt Kapitän Temme,
dass Piet zusammenbrechen könne, und der lässt daraufhin einen
zweiten Koch an Bord bringen. Jetzt kann Piet endlich auch einmal entspannen.
Währenddessen hat sich die Mannschaft um die Sturmvorbereitungen an
Bord gekümmert. Das Regiment führt der strenge Bootsmann Markus
Lamp. Zu streng, wie der Kapitän findet. Der Führungskonflikt
endet damit, dass Markus von sich aus von Bord geht. Es ist die letzte
Chance, an Land zu gehen, denn das Wetter schlägt um und die Bremen
setzt ihre Reise fort.
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Bearbeitet am 15. Juni 2005