Am Tag als Bobby Ewing starb
Komödie
arte

Darsteller: Peter Lohmeyer (Peter), Gabriela Maria Schmeide (Hanne), Franz Dinda (Niels), Nina Petri (Gesine), Richy Müller (Eckardt), Luise Helm (Martina), Eva Kryll (Elli), Peter Heinrich Brix (Prestin), Jens Münchow (Rakete)
Regie: Lars Jessen; Buch: Lars Jessen, Ingo Haeb, Kai Hensel; Kamera: Andreas Höfer; Musik: Paul Rabiger, Jakob Ilja; Schnitt: Elke Schloo; Ton: Stephan Hyndes, Bianka Ihnke; Produktion: Radio Bremen, Norddeutscher Rundfunk, ARTE

30. 1. 2006

Norddeutschland, 1986: Die Protestbewegung gegen den Bau des Atomkraftwerks in Brokdorf liegt in den letzten Zügen. Nur eine einzige Landkommune ist übrig geblieben: Peter, Eckhardt, Gesine, Walther, Elly und Bauer Hein leben in ihrem "Alternativen Wohnkollektiv Regenbogen" gemütlich vor sich hin und denken gar nicht daran, den friedlichen Widerstand aufzugeben. Für sie könnte es immer so weiter gehen: Peter, Eckhardt, Gesine, Walther, Elly und der Bauer Hein leben als allerletzte Kommune im nördlichen Flachland Schleswig-Holsteins und vertreiben sich friedlich die Zeit mit endlosen Konsensdiskussionen, Schafe scheren und nacktem Gemeinschaftsbaden. Wäre da nicht der drohende Abschied ihrer Sozialarbeiterin Gesine! Da kommen den Kommunarden die beiden modernen Städter Hanne und ihr Sohn Niels gerade recht, die nach Hannes Scheidung in der norddeutschen Provinz stranden. Während Hanne sich überraschend schnell an Schreitherapie, Gemüseaufzucht und, mit besonderem Vergnügen, an die Tantraspiele mit Kommunenguru Peter gewöhnt, hat Niels immer weniger Lust auf dogmatische WG-Regeln. Kein Fleisch, keine Gewalt, kein Atomstrom: all das hängt dem pubertierenden Knaben bald zum Hals heraus. Schnell findet er Anschluss bei Dorfrocker Rakete und Martina, der Tochter des Bürgermeisters. Mehr aus Trotz denn aus Überzeugung schließen sie sich dem gewaltbereiten AKW-Widerstand an, bringen damit das beschauliche Chaos der Kommune reichlich durcheinander und setzen sogar den Fortbestand der pazifistischen Gemeinschaft aufs Spiel. Zum großen Knall kommt es, als im entfernten Tschernobyl ein Reaktor explodiert, genau an dem Tag, als Bobby Ewing stirbt, der Erdölprinz aus "Dallas" und Serienliebling der Kommune.

"Am Tag als Bobby Ewing starb" ist eine humorvolle Zeitreise in die Alternativbewegung der 80er Jahre, die mit treffendem, liebevoll ironischem Blick typisch deutsche Szenerien der damaligen Zeit lebendig macht. Im Mittelpunkt Niels, ein junger Mann kurz vor dem Erwachsenwerden, der in der verregneten Weite Schleswig-Holsteins zwischen Müsli-kauenden WG-Pazifisten, saufenden Dorfproleten, gewaltbereiten Polit-Aktivisten und ländlichen Spießern seinen eigenen Weg zu finden versucht. So geht es in diesem Film neben der heftig umkämpften Frage des Atomstroms um Themen wie erste Liebe und Loslösung von den elterlichen Wurzeln - ein Prozess, der Niels aufgrund der engen Bindung an seine Mutter zu schaffen macht. Diese hat es selbst nicht einfach: Nach der destabilisierenden Erfahrung einer gescheiterten Ehe bemüht sie sich, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben. Abgesehen von der feinen Beobachtungsgabe der Autoren hinsichtlich des Zeitgeistes der deutschen 80er zeichnet sich der Film des Weiteren durch eine hochkarätige Besetzung aus: Neben prominenten Schauspielern wie Peter Lohmeyer, Richy Müller, Nina Petri und auch Gabriela Maria Schmeide, deren Gesicht sich dem deutschen Publikum spätestens seit ihren Rollen in "Die Polizistin" (2000) und "Halbe Treppe" (2002) von Andreas Dresen eingeprägt hat, sind auch die kleineren Nebenrollen hervorragend besetzt. Vor allem Jens Münchow gibt als rockiger 80er-Jahre-Landproll Rakete einen Auftritt mit Kultcharakter. "Der Tag als Bobby Ewing starb" ist Lars Jessens erfolgreicher Regie-Zweitling: Der Film war im Rahmen der Berlinale 2005 in der Reihe "Perspektive Deutsches Kino" zu sehen und wurde beim Max-Ophüls Festival als Bester Spielfilm ausgezeichnet. (Text: arte)

Kritik: Ich weiß ja nicht, was auf dem Max-Ophüls-Festival für Filme zu sehen waren, aber wenn dieser Streifen als bester Spielfilm ausgezeichnet wurde, dann kann es nicht viel gewesen sein. Womit der Leser ahnt, was ich von diesem Streifen halte: herzlich wenig. Er war nur an zwei Stellen interessant, und eine war eben der Höhepunkt des Films. Hat man jene Minuten gesehen, als dem Tod von Bobby Ewing (und die gebührende Würdigung durch eine Kommunen-Pomeranze) die Meldung vom Bumms in Tschernobyl folgte, hat man das Beste gesehen, der ganze Rest ist verzichtbar.

Bilder: arte

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Bearbeitet am 26. April 2006