Unsere 60er Jahre - Wie wir wurden, was wir sind

19. 11. 2007

2. Heimatland
Vor dem Mauerbau 1961 verlassen jeden Monat Tausende Menschen ihre Heimat DDR in Richtung Bundesrepublik. Der 16-jährige Jürgen Werner lässt Pflegeeltern, Freunde und den Job als Traktorist in der LPG zurück, um im Westen erst seine leibliche Mutter und dann sein Glück zu suchen. Er ist jung, er will arbeiten, und er will etwas von der Welt sehen. Auch Ruth Kage aus Leipzig fährt nach Westberlin, allerdings im Dienstauftrag. Für ihren Betrieb, den VEB Geophysik, kauft sie im Westen Bauelemente, die im Osten knapp sind. Einfach in Westberlin zu bleiben, kommt Ruth Kage nicht in den Sinn. In ihrer Heimat Leipzig hat sie Familie und eine berufliche Zukunft als Wissenschaftlerin. Die Familie von Gisela Jacobi betreibt seit drei Generationen einen Bauernhof mit Mühle, Sägewerk, Viehzucht und Ackerbau. Ihr Hof liegt im fünf Kilometer breiten Sperrgebiet an der innerdeutschen Grenze in Thüringen. Für die letzten freien Bauern wie die Jacobis wächst täglich der Druck, in die LPG einzutreten. Vater Jacobi wehrt sich, will sein eigener Herr bleiben. Auf der Schwäbischen Alb in Geislingen an der Steige versucht zur gleichen Zeit der 17-jährige italienische Gastarbeiter Bernadino Di Croce, Fuß zu fassen. Der Stahlarbeiter Friedhelm Meier in Dortmund kennt solche Probleme nicht; sein Zuhause sind seit jeher die Zeche, der Borsigplatz und die Eckkneipe.

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Bearbeitet am 20. Januar 2008