Unsere 60er Jahre - Wie wir wurden, was wir sind

3. 12. 2007

4. Beatfieber
Mitte der 60er Jahre greift das weltweite Beatfieber auf die Deutschen in Ost und West über. Die 13-jährige Rena Sander- Lahr aus Westberlin lauscht abends aus ihrem kleinen Kofferradio unter der Bettdecke dem Freiheitssender 904. Die Rhythmen aus dem Radio schreien nach Freiheit. Rena will raus aus den engen Verhältnissen. Ihre allein erziehende Mutter verdient mit der Pflege einer alten, unfreundlichen Tante den Lebensunterhalt. Als Rena beginnt, die Schule zu schwänzen, und ein Lehrer sie bei den „Gammlern“ an der Gedächtniskirche sieht, schaltet er das Jugendamt ein. Von einem Tag auf den anderen wird Rena in ein Heim gesteckt, das mit hohen Mauern und Stacheldraht einem Gefängnis gleicht. Auch in Leipzig schwärmen viele Jugendliche für Beatmusik und ecken damit an. Der 14-jährige Gerhard Pötzsch ist ein guter Schüler, aber als er sich die Haare lang wachsen lässt und einen Parka trägt, spucken ihn Leute auf der Straße an. Der Staat greift gegen diese so genannten Rowdys und Bummelanten durch und verbietet im Oktober 1965 allein in Leipzig über 40 Beatbands. Gerhard ist dabei, als sich auf dem Leuschnerplatz mehrere 1.000 Jugendliche versammeln, um zu protestieren. Es ist die erste Demonstration seit 1953 gegen die Partei, die immer Recht haben will. Im Rheinland ist der 16-jährige Herbert Moitzisch gerade vom Gymnasium geflogen. Als einziges Arbeiterkind hat er in seiner Klasse von Anfang an einen schweren Stand gehabt. Herbert ist ein begeisterter Gitarrist, und eines Tages steht der Chef der lokalen Beatgruppe Thunderbirds vor seiner Tür, um Herbert für die Band zu gewinnen. Herbert stürmt mit seinen Freunden die Bühnen der Region und lässt sich vom Publikum feiern.

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Bearbeitet am 20. Januar 2008