26. 10. 2008
Darsteller: David C. Bunners (Otto I.)
Film von Christian Feyerabend
1. Otto und das Reich
Als Otto I. in der Pfalzkapelle von Aachen zum König gekrönt
wurde, ließ er sich nach altem Brauch von den deutschen Fürsten
huldigen. Um solche Ehrerbietung musste er künftig allerdings ringen,
denn immer wieder lehnten sich die Territorialherrscher gegen den Monarchen
auf. Würde es dem späteren Kaiser gelingen, dem aus den Stämmen
der Sachsen, Bayern, Schwaben und Franken erwachsenden Volk ein eigenes
Selbstbewusstsein zu geben, als Deutsche? - Die vier Ur-Stämme auf
deutschem Boden empfanden sich wohl erstmals im Jahre 955 als eine Schicksalsgemeinschaft:
hervorgerufen durch einen aggressiven Feind von außen. Die Ungarn
waren immer wieder zu räuberischen Streifzügen in das ostfränkische
Reich Ottos I. eingedrungen. In der Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg
stellten sich Aufgebote der "deutschen" Stämme den Angreifern entgegen
und besiegten sie. Dieses Erlebnis einte, stärkte den Monarchen,schuf
so etwas wie gemeinsame Identität. Otto I. ließ sich 962 in
Rom vom Papst zum Kaiser krönen und blieb mit seinem Gefolge mehr
als zehn Jahre in Italien. Dort wurden die Männer aus dem Norden,
ob Franken oder Sachsen, von den Einheimischen pauschal "tedesci", "Deutsche",
genannt, in Anlehnung an das germanische Wort "thiudisc", also "die Sprache
des Volkes redend". Und erst allmählich nannten sich die Angehörigen
der Stämme selbst so. Otto der Große galt nicht nur als Einiger,
sondern auch Förderer des geistigen und kulturellen Lebens. Sein Reichskirchensystem
stärkte den Klerus. Die Klöster erlebten ihre erste Blüte.
Als Papst Johannes XII. Otto in Rom zum Kaiser krönte, verschmolz
deutsches Königtum mit der Tradition christlich-römischen Kaisertums.
Dies war nicht nur eine Zier, sondern auch eine Bürde, denn damit
hatte er die Pflicht, außer deutschen Landen auch Papst und Kirche
mitsamt Ländereien zu beschützen. Zum Kaisertum gehörten
Territorien, die weit über die Mitte Europas hinausreichen, von Lothringen
bis Mähren, von Friesland bis zur Mitte des italienischen Stiefels.
Dieser Spagat deutscher Herrscher sollte die deutsche Geschichte über
Jahrhunderte prägen. - Die Historiker Stefan Weinfurter und Gerd Althoff
nehmen zu der Frage Stellung, wie weit deutsche Identität seinerzeit
ausgeprägt war. "Man sollte betonen, dass die Zeit Ottos des Großen
mehrere Meilensteine auf dem Weg in Richtung auf eine deutsche Geschichte
gesetzt hat", sagt Althoff, "und dieMeilensteine sind eben die Lechfeldschlacht
und das Kaisertum. Und damit hat Otto der Große eigentlich genug
für die deutsche Geschichte getan." - Aufwändige szenische Darstellungen
zur Lechfeld-Schlacht und zum "Reisekönigtum" - mit David C. Bunners
in der Rolle Ottos I. Die computergraphische Visualisierung des mittelalterlichen
Magdeburg und anderer historischer Schauplätze vermitteln weitere
Einblicke in die Zeit vor über tausend Jahren.
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Bearbeitet am 11. November 2008