2. 11. 2008
Darsteller: Guntbert Warns (Friedrich Barbarossa), Bernd Gnann (Heinrich
der Löwe)
Film von Friedrich Klütsch und Daniel Sich
3. Barbarossa und der Löwe
Für Höhepunkt und Niedergang des mittelalterlichen deutschen
Kaisertums steht die Dynastie der Staufer. Friedrich I. (1152 bis 1190),
"Barbarossa" (Rotbart) genannt, galt schon zu Lebzeiten als glanzvoller,
tatkräftiger, tugendhafter Herrscher, der für "die Ehre des Reiches"
kämpfte - als König von Deutschland, von Burgund und Italien
sowie als Kaiser des Römischen Reiches. Hinzu kam, dass er seine Aufgabe
als Schutzherr der Römischen Kirche besonders ernst nahm. So war er
hin und her getriebenzwischen deutschen und internationalen Belangen. Wieder
eskalierte der Konflikt mit dem Papst in Rom. Und auch die selbstbewussten
Städte Oberitaliens setzten sich gegen den Herrschaftsanspruch der
Deutschen zur Wehr. Der Machtkampf in Italien band Kräfte, ließ
wiederum auf deutschem Boden die Territorialherrscher erstarken. Heinrich
der Löwe, Herzog von Sachsen und Bayern, war Vetter, Gefolgsmann aber
auch Gegner Friedrich Barbarossas. Er galt als skrupelloser Mehrer seiner
Besitztümer, erschloss aber auch neue Ostgebiete für das Reich,
betrieb eine planmäßige Siedlungspolitik und Christianisierung.
Als Städtegründer machten sich "der Löwe" wie auch Barbarossa
einen Namen. Als der Herzog dem Kaiser die Gefolgschaft verweigerte, wurde
er in die Verbannung geschickt. Vor dem Hintergrund der Kreuzzüge
erlebte das Rittertum seine Blüte. Die Städte erhielten mehr
Rechte. Das Bürgertum gewann an Bedeutung, ebenso Handwerk und Fernhandel,
die deutsche Sprache entwickelte sich und ihre Lyrik (Walther von der Vogelweide
oder wenig später Hartmann von Aue, der den ersten höfischen
Roman in deutscher Sprache schrieb). Die Fürsten hüteten weiter
ihre Eigenständigkeit. Sie wählten den König und regierten
praktisch mit. Das sollte bis zum Ende des "Heiligen Römischen Reiches
Deutscher Nation" 1806 so bleiben. - Höhepunkt des Filmes ist die
szenische und computergrafische Rekonstruktion des legendären Mainzer
Hoftages im Jahr 1184: "Dat was de groteste hochtit en, deie em Dudischeme
Land ward", berichtet davon die Sächsische Weltchronik. Gemeint war
das größte Fest des Mittelalters: 70 000 Besucher aus ganz Europa,
eine riesige Zeltstadt mit Kathedrale und Stadion, Ritterspielen und Minnesang.
Damit legte Kaiser Friedrich Barbarossa den Grundstein für die Verklärung
seiner Person. Die Nachwelt sollte ihn als "größten Ritter"
unter den Kaisern verehren. Aber der Hoftag entpuppte sich als brüchige
Fassade, ein Orkan machte dem spektakulären Schauspiel ein Ende. Der
Sturm, der die Kulissen regelrecht hinwegfegte, markierte den Anfang vom
Ende. Bald nach seinem Aufbruch zu einem Kreuzzug nach Jerusalem ertrank
der Kaiser.
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Bearbeitet am 11. November 2008