9. 11. 2008
Darsteller: Stefan Jürgens (Wallenstein)
Film von Martin Carazo Mendez
5. Wallenstein und der Krieg
Der Friede zwischen den Konfessionen blieb brüchig. Weiterhin
stritten Protestanten und Katholiken um die politische und religiöse
Vorherrschaft im Reich und in Europa. Durch den Prager Fenstersturz 1618
eskalierte der Konflikt. Er mündete in den schrecklichsten aller Kriege
auf deutschem Boden: den Dreißigjährigen Krieg, der die Bevölkerung
dezimierte, das Land verwüstete und Deutschland zum europäischen
Schlachtfeld machte. - Ferdinand II., machtbewusster Vertreter der Gegenreformation
und habs-burgischer Herrschaftsansprüche auf den Kaiserthron, wollte
in letzter Minute das Rad der Geschichte zurückdrehen, das hieß,
die Macht des Kaisers gegenüber den Fürsten stärken und
den Protestantismus gewaltsam eindämmen. Das dazu notwendigeHeer beschaffte
ihm der böhmische Landedelmann und Kriegsorganisator Albrecht von
Wallenstein. Unter seinem Kommando wurde die kaiserlich-katholische Herrschaft
wieder bis an die norddeutschen Meere vor-geschoben, bis Schweden auf der
Seite der Protestanten eingriff: ein entscheidender Wendepunkt. Die Truppen
Gustavs II. Adolf drangen bis in den Süden Deutschlands vor. Der Generalissimus
gelangte in Anbetracht der Eskalation zu der Einsicht, dass sich der Krieg
als Geschäft nicht mehr lohnt und dass nur ein Ausgleich zwischen
den Mächten und den Konfessionen dem Gemetzel ein Ende setzen konnte.
Man warf ihm Verrat vor. 1634 wurde er ermordet. Bereits ein Jahr später
kam es in Prag zu einem vom Kaiser und von den Fürsten ausgehandelten
Frieden "für das geliebte Vaterland der hochedlen Teutschen Nation".
In einer nationalen Aufwallung beschlossen die deutschen Fürsten,
Protestanten und Katholiken, nie wieder gegeneinander zu kämpfen.
Doch einmal mehr zeigte sich, dass ein deutscher Alleingang von den Mächten
in Europa nicht hingenommen wurde. Die Franzosen sahen das Gleichgewicht
in Gefahr, wollten die mächtigen Habsburger, von denen sie sich umklammert
fühlten, schwächen und ihren eigenen Einfluss auf die Mitte Europas
sichern. Das Gemetzel dauerte noch weitere 13 Jahre, bis ein europäischer
Kongress endlich Frieden stiften sollte. Im Westfälischen Frieden
1648 strebten die Unterzeichner eine Balance in der Mitte Europas an, um
die machtpolitischen und religiösen Gegensätze auszugleichen.
Die konfessionelle und vielfältige territoriale Teilung Deutschlands
wurde festgeschrieben. Am Ende war das deutsche Kaisertum geschwächt,
die Stellung der Fürsten gestärkt, der Einfluss der Nachbarn
gesichert. All das war der Preis für den ersehnten europäischen
Frieden, der zwar nicht künftige Kriege, aber ein "fundamentalistisches"
Inferno wie in den Jahren zuvor verhindern konnte. Es war ein Schritt hin
zum modernen Völkerrecht.
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Bearbeitet am 27. November 2008