11. 11. 2008
In den Hauptrollen: Yasmina Djaballah (Maria Theresia), Ulrich Wiggers
(Friedrich der Große)
Film von Annette Tewes
6. Preußens Friedrich und die Kaiserin
Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation glich nach dem Dreißigjährigen
Krieg einem territorialen Puzzle. All das wirkte einer nationalen Entwicklung
nach westeuropäischem Muster entgegen. Weil eine zentrale Gewalt fehlte,
bildeten sich neue Mächte an der Peripherie heraus. Mit dem Erstarken
Brandenburg-Preußens änderte sich das Gleichgewicht im Reich.
Außerhalb seiner Grenzen entstanden weitere deutsche Gebiete. Während
das Herzogtum Preußen, das der aufstrebenden Macht den Namen gab,
nichtzum römisch-deutschen Imperium gehörte, zählte Brandenburg
dazu. Auch Österreich-Ungarn ragte weit über alte Reichsgrenzen
hinaus, weitete sich nach Südosten aus. Die Habsburger verfügten
über Territorien in ganz Europa und darüber hinaus. - Österreich
war schon eine Großmacht, Preußen wollte es noch werden. Es
kam zu einer dramatischen Rivalität zweier Monarchen, die unterschiedlicher
kaum sein konnten: die lebensfrohe Habsburgerin Maria Theresia aus dem
katholischen Wien und der verschlossene Hohenzollern-König Friedrich
II. aus dem protestantischen Potsdam. Die eine baute das gigantische Schloss
Schönbrunn nach dem Vorbild von Versailles, der andere ließ
sich das kleine Rokokoschloss Sanssouci errichten. Zwei Regenten, die sich
nie persönlich begegneten. Beide wollten uneingeschränkte Alleinherrscher
sein, aber keine Despoten. Ihrem eigenen Staat zu dienen hielten sie für
ihre oberste Pflicht. Die Interessen des Heiligen Römischen Reiches
Deutscher Nation aber waren zweitrangig. Der Konflikt der beiden Mächte
gipfelte im Siebenjährigen Krieg, der Tod und Verwüstung nach
Deutschland trug: Erst der Hubertusburger Frieden von 1763 beendete das
zähe Ringen um die Vorherrschaft im Reich, die letztlich keine Seite
erlangen konnte. - Unter beiden Regentschaften herrschten kulturelle Blüte
und Vielfalt. Johann Sebastian Bach komponierte Musik für Friedrich
den Großen, in den vielen kleinen Territorien gab es viele kleine
Mäzene, die ihre Architekten, Poeten, Maler und Musiker beschäftigten.
Es war die Zeit des aufkommenden Sturm und Drang, Lessing, Goethe und Schiller
verfassten zeitlose Werke. Hier liegen die Anfänge der deutschen Kulturnation.
Der "Dualismus" der beiden Mächte, verkörpert durch die Herrscher
Friedrich II. "der Große" und Maria Theresia - läutete schließlich
das Ende des alten Reiches ein und bestimmte die deutsche Geschichte bis
zur Mitte des 19. Jahrhunderts.
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Bearbeitet am 27. November 2008