21. 11. 2010
Darstellerin: Deborah Kaufmann (Hildegard)
13. Hildegard von Bingen und die Macht der Frauen
Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) ist die populärste Deutsche
des Mittelalters, auf Augenhöhe mit den Mächtigen ihrer Zeit.
Sie war Visionärin, Naturwissenschaftlerin, Politikerin, Komponistin,
Theologin und sogar Managerin zweier von ihr gegründeter Klöster.
Viele ihrer Schriften, vor allem ihre Kenntnisse der Naturheilkunde, haben
bis heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Andere
werfen noch immer Fragen auf. Während die einen in Hildegards Visionen
eine Art Drogenrauschder Kräuterkundigen vermuten, sehen andere darin
eine prophetische Gabe, sogar einen Beweis ihrer Heiligkeit. - Besondere
Nähe zu Gott für sich zu beanspruchen war nicht ungefährlich.
Ihren Mut schöpfte sie aus religiösem Sendungsbewusstsein. Hildegards
Visionen waren ein mächtiges Instrument für eine Frau in einer
Zeit, in der das weibliche Geschlecht komplett unter männlicher Verfügungsgewalt
stand. Sie schaffte es, dass der Papst selbst ihre Visionen anerkannte
und enthob sich damit des Verdachtes, eine Ketzerin zu sein. - Aus heutiger
Sicht besonders bahnbrechend war ihre Wahrnehmung der Natur, in der sie
ein Spiegelbild der göttlichen Weltordnung sah. Die "erste Grüne"
der Geschichte könnte man sie nennen. Auch den menschlichen Körper
und die Sexualität beschrieb sie eingehend und mit großer Unbefangenheit.
Von Hildegard von Bingen stammt die vermutlich erste und für eine
Nonne bemerkenswert detaillierte Beschreibung des weiblichen Orgasmus.
Der Film über das Leben Hildegards von Bingen zeichnet das Bild einer
Frau, die viele Grenzen sprengte. Und er zeigt ein Jahrhundert, dessen
technische und soziale Umwälzungen den Grundstein für die Moderne
legten.
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Bearbeitet am 29. April 2011