23. 11. 2010
Darsteller Christoph Jacobi (Karl IV)
14. Karl IV. und der Schwarze Tod
Karl IV. wurde 1316 in Prag geboren. Sein Vater Johann hatte eine böhmische
Prinzessin geheiratet und war dadurch einer der mächtigsten Männer
im Reich geworden. 1346 gelang es dem ehrgeizigen Luxemburger durch die
Zahlung horrender Bestechungsgelder, seinen Sohn Karl als Gegenkönig
zum amtierenden Ludwig dem Bayern wählen zu lassen. Karls Position
im Reich war zunächst schwach, aber durch den plötzlichen Tod
Ludwigs wenige Monate nach der Wahl änderte sich die Lage. - Durch
geschicktes politisches Taktieren, strategische Eheschließungen und
nicht zuletzt durch die Veräußerung königlicher Privilegien
sorgte Karl IV. für Frieden und konsolidierte seine Herrschaft. Als
das Reich im Innern gefestigt war, brach er 1354 zu einem Italienzug auf
und errang die Kaiserkrone. Kurz danach hielt er einen Reichstag in Nürnberg
ab, bei dem die Modalitäten der Königswahl ein für alle
Mal festgeschrieben werden sollten. Das Ergebnis der Verhandlungen zwischen
Kaiser und Fürsten ging als "Goldene Bulle" in die Geschichte ein
und wurde am 10. Januar 1356 öffentlich in Nürnberg verkündet.
Die "Goldene Bulle" legte fest, dass zukünftig drei Erzbischöfe
und vier weltliche Fürsten den König mit einfacher Mehrheit wählen
sollten. Eine Art "Grundgesetz" des Heiligen Römischen Reiches entstand,
das bis zu seinem Untergang 1806 gültig blieb. - Unter Karl IV. erlebte
Mitteleuropa eine kulturelle Blüte. Aber seine Regierungszeit stand
gleichzeitig im Schatten der schlimmsten Katastrophe des Mittelalters,
der Pest. "Schuldige" waren rasch gefunden: die Juden. Als Geldverleiher
waren sie zwar unverzichtbar für die mittelalterliche Wirtschaft,
aber gleichzeitig verhasst und sozial ausgegrenzt. Als angebliche "Brunnenvergifter"
wurden sie für die verheerende Seuche verantwortlich gemacht und zu
Tausenden verbrannt. Dass mit den Juden oft auch ihre Schuldscheine verbrannt
wurden, wirft ein bezeichnendes Licht auf die wahren Motive der Täter.
Kaiser Karl IV. versagte in der königlichen Pflicht, seine Untertanen
vor den Übergriffen zu schützen, und profitierte sogar von der
Ermordung der Juden.
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Bearbeitet am 29. April 2011