1989 - Aufbruch ins Ungewisse

17. 3. 2009

1. Mai 1989
Menschen aus Mitteldeutschland erzählen von ihren großen und kleinen Taten, ihren Hoffnungen und Ängsten während der Zeit der friedlichen Revolution. Menschen, die abseits der großen Zentren Geschichte geschrieben haben und auch zum Sturz der DDR beitrugen. - Die DDR im Mai 1989. Überall im Land stehen Kommunalwahlen an. Auch eine Bankangestellte aus Halle wird als Wahlhelferin verpflichtet. Im Laufe des Tages fällt der Ökonomin plötzlich auf, wie von ihr ausgezählte Stimmlisten wenig später mit gefälschten Zahlen auftauchen. "Also da waren die Gegenstimmen plötzlich weg", erinnert sie sich. Die bislang völlig unpolitische Angestellte nimmt ihren ganzen Mut zusammen und weigert sich, diese Listen weiterzugeben. Sie möchte nicht mehr Teil dieses Systems aus Lügen und Lethargie sein, kann das mit ihrem Gewissen nicht mehr vereinbaren. So geht es vielen im Land. Mehr und mehr wird begonnen, die Autorität der SED offen in Frage zu stellen. Die Industrie ist veraltet und überholt, die Wirtschaft droht zu kollabieren. Selbst bei der Wismut AG in Ronneburg macht sich das bemerkbar. Weil der Abbau von Uran zurückgefahren werden soll, droht vielen Bergleuten das Aus. Sie sollen auf einmal nicht mehr unter Tage arbeiten dürfen, sondern Bonbon- oder Nudelmaschinen herstellen. Ein Akt der Verzweiflung, wie selbst der damalige ökonomische Direktor der Wismut erkennt. Die marode Wismut AG ist kein Einzelfall. Auch im Leipziger Braunkohlerevier sieht es nicht besser aus. Immer wieder ziehen neue Staubwolken auf und hüllen das Land in ein einziges Grau.

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Bearbeitet am 24. April 2009