Film von Peter Adler
8. Mai 2018
"Es waren Tage, Wochen, in denen niemand wusste, wie es weitergehen
sollte. Die einen hatten Angst vor einem totalen Zusammenbruch, die anderen
träumten von goldenen Zeiten. Nichts war mehr gewiss …", erinnert
sich "Weissensee"-Darsteller Uwe Kockisch. Zwischen Januar und September
1990 - einer Zeit radikaler Zäsuren in der Noch-DDR - entfaltet die
vierte Staffel "Weissensee" die Dramen, Schicksalsschläge und Konflikte
ihrer Figuren. Für die Begleitdoku holen wir die Darsteller aus ihren
Serienrollen heraus und stellen ihre persönliche Zeitzeugenschaft
in den Mittelpunkt.
So ist Claudia Mehnert, die in der Serie die Nicole spielt, gerade
17 Jahre jung und macht sich auf, um per Interrail die "neue" Welt zu entdecken.
Die Darstellerin der linientreuen SED-Genossin Marlene Kupfer - Ruth Reinecke
- ist in der in der realen Wendezeit 35, steht am Maxim-Gorki-Theater auf
der Bühne und kann vom Fenster ihrer Wohnung am Bahnhof Friedrichstrasse
aus beobachten, wie ihre Mitbürger mit Einkaufstüten bepackt
aus Westberlin zurückkommen.
Am 18. März entscheidet sich die Zukunft der DDR. Es ist der Wahltag
für die erste frei gewählte Volkskammer. Von nun an geht es Schlag
auf Schlag. Die Ereignisse und Zäsuren werden chronologisch aufgerufen.
Daneben markieren ausgedehnte Archiv-Sequenzen die historische Bühne.
Dabei werden die Protagonisten von "Weissensee" immer wieder als "Zeitgeister"
eingebunden, aber nicht nur sie. Auch weitere Protagonisten, die 1990 an
den unterschiedlichsten Brennpunkten involviert waren, kommen zu Wort.
Die historischen Dimensionen und Details, die in der Fiktion nur angedeutet
werden können, bekommen so Tiefenschärfe. Individuelle Geschichten
erzählen Geschichte.
Bearbeitet am 12. Mai 2018