Der Überläufer

Der Überläufer
DVD; Polnisch-Deutscher Fernsehfilm in zwei Teilen von 2020 mit Jannis Niewöhner, Rainer Bock, Bjarne Mädel, Florian Lukas, Ulrich Tukur, Katharina Schüttler, Sebastian Urzendowsky. Malgorzata Mikolajczak u.a. Buch: Bernd Lange und Florian Gallenberger nach dem Roman von Siegfried Lenz; Regie: Florian Gallenberger.

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Ich zitiere mich nicht gerne, doch ich zitiere mich: "Kaum war Siegfried Lenz im Herbst 2014 gestorben, machte man sich daran, den Nachlass des ostpreußischen Schriftstellers zu sichten. Dabei entdeckte man einen Roman des Dichters aus seiner frühen Schaffensperiode. Der Roman war von einem Verlag Anfang der fünfziger Jahre abgelehnt worden. Lenz ließ das Manuskript in der Schublade verschwinden und kramte das Werk zu seinen Lebzeiten nicht mehr heraus. Das Thema war sechs Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs für die deutsche Bevölkerung heikel, denn es ging um Kriegsdienstverweigerung, um Entfernung vom Militär, um Desertion. Noch hatte der deutsche Mann aber seine 'Pflicht' getan und war stolz darauf."

Das schrieb ich im November 2016 als Rezension zum Buch von Siegfried Lenz hier auf bamby. Das Buch fand ich schlecht, ich habe nach etwa einem Drittel der Seiten das Buch zugeklappt und weggelegt: zu langweilig. Umso neugieriger war ich auf die Verfilmung des Stoffes. Aus dem langweiligen Buch machte man einen Zweiteiler.

Im Sommer 1944 verliert der Soldat Walter Proska den Kontakt zu seiner Einheit. Seine Schwester und sein Schwager hatten ihm angeboten, ihn zu verstecken, doch das Pflichtbewusstsein des jungen Mannes siegt. Nun findet er sich bei einer kleinen Einheit unter dem Kommando des Sadisten Wilhelm Stehauf, der seine kleine Truppe kujoniert und schikaniert. Einen polnischen Pfarrer erschießt er von hnten. Proska zweifelt zwar am Sinn des Krieges, aber er steht in Treue fest zur Truppe. Er lernt die Polin Wanda kennen, beide ficken miteinander. Es dauert nicht lange, da überfallen die Polen den deutschen Trupp und nehmen die Stellung ein, Wanda gehört zur Gruppe. Nun muss Walter Proska einräumen, dass er den Bruder von Wanda erschossen hat. Proska gerät in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Kurz vor seiner Hinrichtung wird er von seinem ehemaligen Kamerade Wolfgang Kürschner gerettet und tritt der Roten Armee bei. Er hilft ihr, die wankende deutsche Front zu Fall zu bringen. Nach dem Krieg machen Wolfgang und Walter Karriere in der SBZ. Walter ekelt sich zunehmend vor den Aktionen der Kommunisten, die er als unmenschlich empfindet. Zum Konflikt kommt es, als Wilhelm Stehauf auftaucht: Walter will ihn ziehen lassen, Wolfgang will Rache. Walter gelingt mit seiner Sekretärin die Flucht in den Westen, wo die beiden heiraten. 1956 entdeckt Walter in einer deutschen Fernsehsendung Wanda wieder und läuft aus dem Haus.

Was hier knapp erzählt wird, war durchaus gelungen. Anders als im Buch kamen hier keine Längen auf. Die Person und Geschichte Walter Proskas, von Siegfried Lenz langweilig im Buch erzählt, werden vom Regisseur genommen und auf das Geschehen beschränkt. Kein Geschwätz, sondern eine klare Handlung. Die Schauspieler mussten sich nicht bücken, um aus einer öden Geschichte etwas zu zaubern, das hatten bereits die Drehbuchautoren gemacht. Sie setzten noch einen drauf und spannen die Geschichte um Walter einfach weiter: wie erging es ihm nach der Kapizulation der Wehrmacht?

Mein Fazit: anders als mit dem Buch bin ich mit der Verfilmung des Romans von Siegfried Lenz sehr zufrieden. Vielleicht sollte jemand an Hand des Drehbuchs den Roman neu schreiben ...

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Bearbeitet am Vatertag 2020

(C) des Textes: Norbert Korfmacher