19. 12. 2001
2. Teil
1933 bis 1941: Während sich Thomas Mann mit Katia in der Schweiz
aufhält, durchsuchen SA-Leute seine Villa in München. Der Dichter
befürchtet, dass den Nazis seine im Haus zurückgelassenen Tagebücher
in die Hände fallen könnten. Das würde bedeuten: seine intimsten
Niederschriften lägen offen. Thomas Mann beauftragt deshalb Sohn Golo,
sie ihm zu schicken. Doch der Koffer mit den Heften wird nach einer Anzeige
beschlagnahmt - der Fahrer der Manns ist Nazi und lenkt das Gepäck
ins "Braune Haus" der Gestapo.
Thomas Mann ist wie aus der Bahn geworfen. Seine Ängste, dass
man ihn bloßstellen könnte, sind nicht unbegründet - die
Münchener Polizei will ihn in Schutzhaft nehmen. Unter ungeklärten
Umständen gibt der Zoll in Lindau schließlich den Koffer frei
- ohne die brisanten Tagebücher zu identifizieren.
Für die Manns beginnt ein unruhiges Wander- und Hotelleben, unter
dem insbesondere der ordnungs- und schutzbedürftige Thomas leidet.
Katia Mann setzt alles daran, dass er bald wieder die verlässliche
Schreibtischwelt mit seinen geliebten "Sächelchen" aufgebaut bekommt.
Von Arosa geht es nach Lugano, schließlich nach Sanary-sur-Mer
an der südfranzösischen Mittelmeerküste, wo sich bereits
viele emigrierte Schriftstellerkollegen aufhalten und einen seltsamen "Urlaub"
verbringen. Bald schon wird Thomas Mann klar, dass die Nazis nicht nur
ein übler Spuk sind, der nach ein paar Monaten vorbei ist. Nein, es
ist für länger - das deutsche Volk bewundert diesen "Führer".
Anders als sein jüngerer Bruder fühlt sich Heinrich Mann in Frankreich
wie zu Hause - und außerdem ist seine Nelly aus dem Reich entkommen
und nun bei ihm. Thomas Mann zieht es zurück in ein deutschsprachiges
Land. Er übersiedelt mit der Familie in die Schweiz.
Erika Mann hat mit ihrer Freundin Therese Giehse Deutschland verlassen
und ihr Kabarett "Die Pfeffermühle" im Herbst 1933 in Zürich
wieder eröffnet. Dort wird sie von Klaus besucht, gemeinsam mit seinem
Verleger Fritz Landshoff. Die beiden wollen eine deutsche literarische
Exilzeitschrift gegen den Nationalsozialismus auf die Beine stellen, die
"Sammlung". Klaus und Erika möchten dafür auch den Vater gewinnen,
doch er verhält sich zögerlich.
Die "Sammlung"
enthält schon im ersten Heft Angriffe gegen die Nazis, u.a. von Heinrich
Mann. Das war nicht mit Thomas Mann vereinbart, der offiziell als Mitarbeiter
angekündigt wird. Er ist verärgert und distanziert sich von dem
Heft, weil er den Verkauf seines "Joseph"-Romans in Deutschland nicht gefährden
will. Er begreift sich als eine Stimme aus dem Exil, die zu den "Gefangenen"
des Reichs spricht. Erst als Erika ihrem Vater brieflich ein Ultimatum
stellt, lässt sich Thomas Anfang 1936 in der "Neuen Zürcher Zeitung"
zu einer eindeutigen öffentlichen Stellungnahme gegen die Nazis bewegen.
Ende des Jahres wird er daraufhin ausgebürgert, seine Münchner
Villa samt des darin verbliebenen Hausrats zwangsversteigert.
Für die beiden jüngsten Kinder, Elisabeth und Michael, bedeutet
das Exil eine Pubertät in der Fremde. Golo kommt zunächst in
Prag unter. Klaus, inzwischen heroinabhängig, ist vom Dandy zum politischen
Schriftsteller gereift. Er beginnt in Amsterdam einen neuen Roman, der
sich in die Lebensumstände des Dritten Reichs hineinphantasiert. "Mephisto
- Roman einer Karriere" wird ein Schlüsselwerk über den einstigen
engen Freund Gustaf Gründgens, der unter der Protektion von Göring
zum Staatsintendanten aufgestiegen ist. Klaus zeichnet Gründgens als
den Prototypen des Mitläufers, der sein Talent aus Ehrgeiz an eine
ruchlose, blutbefleckte Macht verkauft.
Der junge
Amerikaner Thomas Quinn Curtiss, in den sich Klaus heftig verliebt, will
ihn von der Drogensucht befreien. Seine zärtliche Zuneigung bewegt
Klaus dazu, eine Entziehungskur zu machen. Vater Thomas, der den Krankenhausaufenthalt
finanziert, verurteilt die todessehnsüchtige Schwäche des Sohnes,
die sich nicht mit der Notwendigkeit des Kampfes gegen die faschistischen
Ungeheuer vereinbaren lässt.
1938 brechen Thomas und Katia Mann zu einer Vortragsreise durch die
Vereinigten Staaten auf. In New York nimmt Thomas Mann vor der amerikanischen
Presse Stellung zu seiner Ausbürgerung und Vertreibung aus Deutschland.
Seine Erklärung schließt mit dem legendären Satz: "Wo ich
bin, ist Deutschland." Thomas Mann erhält eine Berufung an die Universität
von Princeton. Noch im gleichen Jahr siedeln die Manns endgültig nach
Amerika über.
Klaus und Erika sind bereits in New York und leben dort im Hotel Bedford,
dem Wohnsitz vieler europäischer Emigranten. Mit Artikeln, Vorträgen
und Büchern versuchen sie, die Amerikaner vor der Gefahr des Faschismus
zu warnen. Klaus hat Schulden und ist wieder rückfällig geworden.
Sein Hang zur Droge ist stärker als seine Liebesfähigkeit. Thomas
Quinn Curtiss trennt sich von ihm.
In Princeton
lernt die 19-jährige Elisabeth den italienischen Professor für
Literatur und Politikwissenschaft, Giuseppe Borgese, kennen. Elisabeth
verliebt sich in den 36 Jahre älteren Mann, den sie 1939 heiratet.
Wenig später geben sich auch Heinrich und Nelly, die sich noch in
Nizza aufhalten, das Ja-Wort. Ihre Zeit in Südfrankreich neigt sich
dem Ende entgegen. Nelly fühlt sich als Außenseiterin, von den
Manns nur mit Distanz betrachtet. In seltsamer Verbundenheit mit Klaus
träumt sie sich immer wieder zum Tod hin; der Alkohol ist ihr bester
Freund. Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen in Paris im Juni 1940 ist
Hitler-Deutschland für die Emigranten bedrohlich nahe gerückt.
Nach einer abenteuerlichen Flucht über die Pyrenäen gelingt Heinrich
und Nelly Mann von Lissabon aus die Überfahrt nach Amerika. Bei einem
Essen zu seinem 70. Geburtstag - inzwischen ist die ganze Familie Mann
in Los Angeles versammelt, wo Thomas sich erneut ein Haus gebaut hat -
bedenkt Heinrich in seiner Rede seine Frau Nelly mit liebevollen Worten.
Doch Nellys deplatziertes Benehmen und ihre offene Alkoholsucht machen
sie zur Außenseiterin in der intellektuellen deutschen Exil-Gemeinde.
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Bearbeitet am 19. Februar 2002