21. 12. 2001
3. Teil
1942 bis 1955: Die Manns, Thomas und Katia sowie Bruder Heinrich und
seine unglückliche Frau Nelly, leben im kalifornischen Exil. Das Interesse
Amerikas an dem prominentesten Vertreter des "anderen Deutschland" ist
ungebrochen; vor großem Publikum hält er Reden gegen den Faschismus
und über den Sieg der Demokratie. Den Eintritt Amerikas in den Krieg
begrüßen Thomas und Heinrich gleichermaßen und verbinden
damit die Hoffnung auf einbaldiges Ende des nationalsozialistischen Regimes,
auch wenn dabei die Bombardierung der geliebten Heimat in Kauf genommen
werden muss.
Heinrich und seine Frau Nelly hängen finanziell weit gehend von
Thomas Mann ab - für den älteren Bruder, dem in den USA kein
Erfolg beschieden ist, ein demütigendes Leben. Nelly betäubt
ihren Kummer über die ihr ausweglos erscheinende Situation mit Alkohol.
Im Dezember 1944 nimmt sie sich mit einer Überdosis Schlaftabletten
das Leben. Einsam und verbittert bleibt Heinrich zurück.
Klaus Mann lebt weiterhin in New York. Seine Exilzeitschrift "Decision"
verkauft sich nicht. Nach Abschluss seiner Memoiren "The Turning Point"
bewirbt er sich bei der Army - für Klaus ein letzter Fluchtweg aus
der persönlichen Misere. Nach einer Ausbildung in einem amerikanischen
Camp wird er 1944 an die Front nach Italien entsandt, wo er Flugblätter
für deutsche Soldaten schreibt, Lautsprecherkampagnen im Kriegsgebiet
organisiert und deutsche Gefangene verhört.
Seit 1942 arbeitet Thomas Mann an seinem neuen Roman "Doktor Faustus"
- die Geschichte eines Künstlers, der einen Pakt mit dem Teufel schließt.
Er bekommt Kraft und Genie für große Schöpfungen und bezahlt
dafür mit seiner Seele. Der Teufel fordert als Preis ein kaltes Leben
ohne Liebe. Parallelen zum künstlerischen Selbstverständnis des
"Zauberers" Thomas Mann sind unübersehbar. Woche für Woche, Jahr
für Jahr gibt Thomas Mann seine Niederschriften an die junge jüdische
Sekretärin Hilde Kahn-Reach, die mit verliebten Augen auf den berühmten
Schriftsteller blickt.
Der von Thomas vergötterte Enkel Frido, der auf seinen Wunsch
längere Zeit beiden Großeltern in Pacific Palisades wohnt, wird
im "Dr. Faustus" zum Vorbild für die Figur des "Echo". Als Teil des
Teufelspaktes lässt Thomas das Kind im Roman jämmerlich zugrunde
gehen. Dieser "Mord" bewirkt in Thomas Mann ein Schuldgefühl, das
ihn krank macht.
Mai 1945 - Kapitulation und Kriegsende. Hitler und Goebbels haben Selbstmord
begangen. Reichsmarschall Göring, der prominenteste Gefangene der
Alliierten, wird in Salzburg der Auslandspresse vorgeführt. Einer
der Reporter vor Ort ist Klaus Mann. Klaus fährt weiter nach München.
Die Stadt seiner Kindheit und Jugend liegt in Trümmern; das Elternhaus
ist halb zerbombt. Resigniert muss Klaus feststellen, dass es hier keine
Heimat mehr für ihn gibt und dass keiner auf die Exilierten gewartet
hat. In Kalifornien ist der 70-jährige Thomas schwer erkrankt. Die
Diagnose: ein Tumor im rechten Lungenflügel. Er wird zu einem Spezialisten
nach Chicago gebracht - von Elisabeth und Katia, die ihren geliebten Thomas
nicht leiden sehen wollen. In Chicago gelingt die risikoreiche Krebsoperation.
Thomas' unbedingter Wille, den "Doktor Faustus" zu beenden, trägt
zur raschen Genesung bei. Das Wort "Krebs" durfte im Haus nicht ausgesprochen
werden.
Nach Kriegsende sind Erikas "lecture tours" nicht mehr gefragt. Ihr
fehlen Aufgaben und Einkünfte. Sie entschließt sich, ihr Wirken
in der Öffentlichkeit aufzugeben und zur Assistentin, Beraterin und
Begleiterin des berühmten Vaters zu werden. Doch mit einem Leben im
Schatten des Vaters kann sie sich innerlich nicht abfinden. 1949 bricht
Thomas Mann zu seiner ersten Europareise nach dem Krieg auf. Dabei besucht
er auch Deutschland. In Frankfurt nimmt er den Goethe-Preis entgegen; in
der Ostzone ist er Ehrengast bei den Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag
Goethes in Weimar. Während Thomas, Katia und Erika durch Europa reisen,
nimmt sich Klaus nach einer Reihe bereits missglückter Selbstmordversuche
in Cannes das Leben.
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Bearbeitet am 19. Februar 2002