Darsteller: Armin Mueller-Stahl (Thomas Mann), Monica Bleibtreu (Katia
Mann), Jürgen Hentsch (Heinrich Mann), Veronica Ferres (Nelly Kröger),
Sophie Rois (Erika Mann), Sebastian Koch (Klaus Mann) sowie Katharina Eckerfeld
(Elisabeth Mann), Philipp Hochmair, Stefanie Stappenbeck, Rüdiger
Klink, u. a.
Kamera: Gernot Roll; Szenenbild: Götz Weidner; Musik: Hans P.
Ströer; Buch: Heinrich Breloer und Horst Königstein; Regie: Heinrich
Breloer
Hinweis: Heinrich Breloer splittete sein Material auf. Den Großteil
der Spielszenen zeigte er in dem Dreiteiler "Die Manns", die er mit Interviews
von Zeitzeugen und Überlebenden anreicherte und ergänzte. Da
er davon jedoch so viel hatte, folgten drei weitere Teile unter dem Titel
"Unterwegs zur Familie Mann". Die ersten drei Episoden liefen voab auf
ARTE und wurden dann von der ARD bundesweit ausgestrahlt, die letzten drei
Episoden wurden auf einigen dritten Programmen ausgestrahlt (hier: WDR).
- Gedreht wurde im zuschauerunfreundlichen 16:9-Format.
1. | 17. 12. 2001 |
2. | 19. 12. 2001 |
3. | 21. 12. 2001 |
4. | 22. 12. 2001 |
5. | 27. 12. 2001 |
6. | 29. 12. 2001 |
Kritik: Die Kritiker überschlugen sich mit Lobeshymnen.
Da an dieser Stelle nicht permanent der "Spiegel" oder die "Hörzu"
zitiert werden sollen, kommt also der "Zauberhut" zu Wort. Dabei hat die
folgende Kritik den schönen Vorteil, dass der Macher von bamby sie
selbst geschrieben hat.
"Im Dezember schlug die ARD zu: elf Monate lang hatte sie uns mit
seichten Blödheiten bombardiert, zur Weihnachtszeit erinnerte man
sich an eine Familie voller Geistesgrößen und praesentierte
dem staunenden Volk den Dreiteiler 'Die Manns'.
Gewagt, gewonnen. Mochte der 'Spiegel' in einer schnell nachgelegten
Titelgeschichte auch mosern und mäkeln, Armin Müller-Stahl würde
zu würdevoll durch den Film schreiten, so lag das Blatt wie gelegentlich
knapp daneben. Müller-Stahl spielte den deutschen Dichterpapst Thomas
Mann souverän, der sich Frau & Kinder hielt und durch sein literarisches
Schaffen seine Homosexualität verdrängte oder auslebte.
Nach seinem Welterfolg mit den 'Buddenbrooks', in denen er seine
eigene Familie mit ihren Schrullen literarisch unsterblich machte (in Lübeck,
seiner Heimatstadt, konnte er sich fünfzig Jahre nicht mehr blicken
lassen), heiratete Thomas Mann eine Tochter aus gutem, reichen süddeutschem
Hause. Mit seinem Bruder Heinrich, ebenfalls Schriftsteller, leistete er
sich einen Kleinkrieg. Heinrich war Demokrat, Thomas Monarchist. Heinrich
behielt recht mit seinen Erkenntnissen, Thomas wandelte sich vom Saulus
zum Paulus und so zum bekennenden Demokraten in der Weimarer Republik.
Sechs Kinder konnte er sein eigen nennen von einer Frau, die um
seine Veranlagung wusste und dies so hinnahm. Die Ehe muss harmonisch gewesen
sein. Das Verhältnis zu den Kindern, drei Söhne & drei Töchter,
war es eher nicht. Alle Kinder waren hochbegabt, aber sie wurden nicht
an ihren Zeitgenossen gemessen, sondern am Monument ihres Vaters.
Der Dreiteiler spart die Homosexualität in der Familie Mann
nicht aus. Wo Klaus Mann, ältester Sohn von Thomas, sie offen lebte,
frönte Thomas sie platonisch. Und es gehört zum Besten, was ich
je im Fernsehen gesehen habe, wie dies umgesetzt wurde.
Auf der Insel Sylt macht die Familie 1927 Urlaub. Am Strand fällt
der Blick des Patriarchen auf den Teenager Klaus Heuser. Da trifft es sich
gut, dass beide Familien im Urlaub miteinander verkehren. Die Kontaktaufnahme
gelingt. 'Tod in Venedig' lässt grüßen.
Ein Vierteljahrhundert
später wiederholt sich dieses Spiel, diesmal indes in den Schweizer
Alpen. Hier ist es ein junger Kellner, den Thomas Mann anschmachtet. Und
dann gelingt Regisseur & Autor Heinrich Breloer das Bubenstück:
Er treibt den in die Jahre gekommenen Mann auf, interviewt ihn. Und führte
die Vorlage von 'Felix Krull' vor, immer noch voller Charme.
Die stützenden Interviews mit Zeitzeugen verleihen den Geschichten
ihren besonderen Reiz. Besonders die letzte Überlebende der Familie
Mann, Elisabeth Mann-Borgese, Thomas jüngste Tochter, geht mit Gelassenheit
durch den Film. Sie hat das Exil ihres Vaters nach 1933 geteilt. Sie beobachtete,
wie der Vater langsam seine Feder gegen den österreichischen Gefreiten,
der Reichskanzler wurde, spitzte. Und sie war wohl die einzige, die am
wenigsten unter dem Koloss ihres Vaters gelitten hat. Vorsichtig, offen
und doch distanziert nimmt sie den Regisseur und die Zuschauer bei der
Hand und führt uns durch das Leben ihrer Familie.
Manchmal lohnen die TV-Gebühren für elf vergeudete Monate
eben doch noch." (Zauberhut 2/2002, S. 20f.)
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Bearbeitet am 19. 2. 2002 & 8. Juli 2004