Die alten Ägypter

14. 4. 2004

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3. Der Mord im Tempel
Die Priester des Gottes Amun sind in der Zeit des Pharaos Psammetich I. die stärkste Macht im Staate. Sie bilden eine verschworene Gemeinschaft und verfügen über Tempel mit ausgedehntem Grundbesitz - eine Basis wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Macht. Doch der Pharao will die selbstherrliche Priesterkaste seiner Autorität unterwerfen. Er schickt seinen Cousin Petiese nach Te-udschoi. Die kleine Stadt in Mittelägypten ist Sitz eines großen Amun-Tempels. Petiese soll die Priester des Tempels disziplinieren und ihre Einnahmen wieder in die Staatskasse lenken: ein Musterbeispiel für die Verzahnung von politischer Macht und Staatsreligion in Altägypten.
Petiese erfüllt seinen Auftrag, macht sich zum Chef des Tempels und wird selbst immer reicher und mächtiger. Die Familie lebt im Luxus, und eines Tages sollen die Enkel Hohepriester des Amun werden. Doch die alteingesessenen Würdenträger vergessen die Demütigungen nicht, die Petiese ihnen zugefügt hat. Vor dem Hintergrund des Lebens in einem ägyptischen Tempel-Betrieb nimmt eine Fehde ihren Lauf, die in die Katastrophe führt.
Zwei halbwüchsige Enkel des Petiese werden im Jahr 632 vor Christus von Amun-Priestern ermordet - ein Racheakt, der die Stadt an den Rand des Bürgerkriegs bringt. Petiese, er gehört inzwischen zu den Einflussreichen am Königshof in Theben, kehrt noch einmal nach Te-udschoi zurück, um das Unrecht zu sühnen. Hin- und hergerissen zwischen politischen Rücksichten und der Sorge um die Familie seiner Tochter versucht er noch einmal, seine Stärke zu demonstrieren. Das Ende des Machtspiels könnte ebenso gut einer antiken Tragödie wie einer aktuellen Politikerbiografie entnommen sein- doch es ist ein Stück authentischer ägyptischer Geschichte wie die ganze Familiensaga des Petiese. Der einzige Teil, den ich gesehen habe, und trotz der prallen Bilder und der interessanten Umsetzung des Stoffes störte mich als Historiker eine kleine Tatsache: der Fall stützt sich nur auf die Aussagen der betroffenen Familie, die Jahrzehnte nach den Ereignissen niedergeschrieben worden sind. So sehr der Fall auch faszinieren mag, muss festgestellt werden, dass weder 'zeitgenössische' Quellen herangezogen werden konnten, noch die "Gegenseite" zu Wort kommen konnte. Was nicht wirklich verwundert, denn schon die Existenz des Papyrus, aus dem diese Geschichte stammt, ist nach 3000 Jahren ein Wunder. Und eben dieser erklärbare Mangel an Objektivität hätte zwingend von den Machern hervorgehoben werden müssen. So weit die Belehrung (oder doch nur Beleerung) des Historikers, der sich leider allzulange mit der gräflichen Ägyptologie quälte.

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Bearbeitet am 19. April 2004