Gutsbewohner & Gäste: Susanne Vogel (Die Gutsherrin), Sarah Hakenberg, Miryam Stober, Roland Gruschka, Christoph Sauer und Florian Fries sowie Sven Laucke & Susanne Vogel
Gesinde: Tinko Weibezahl (Der Diener), Ann-Kristin Fröhlich (Das Stubenmädchen), Judith Lüdenbach (Das Küchenmädchen), Julia Pohl (Das Hausmädchen), Christine Robert (Die Köchin), Juliane Winterhoff (Das Mädchen für alles), Benjamin Kinkel (Der Bursche), David Scheible (Der Chauffeur), Bernd-Jürgen Hahn (Der Stallmeister), Ullrich Koßmann (Der Bursche), Christina Büschleb (Die Zofe)

Regie: Jutta Doberstein, Volker Heise; Buch: Volker Heise

Kritik: Im November 2004 hatte die ARD Zuschauer und Kritiker mit der besten Form der "Doku-Soap" (was für ein Begriff!) angenehm überrascht: "Abenteuer 1900" war angesagt. Der bamby-Redakteur pflegt und hegt seine gesunden Urteile, weshalb er sich den Aufguss "Abenteuer 1927" ersparen wollte, aber mein Verflossener gab mir den Rat, dort unbedingt mal reinzuschauen. Aufgewärmte Sachen mag ich nicht und wurde hier belehrt, dass ein gesundes Urteil auch mal ein ungesundes Vorurteil sein kann. "Abenteuer 1927" ist rundum gelungen. Die Macher beherzigten meine Hinweis vom letzten Jahr (gelegentlich plagen mich nicht nur Vor-Urteile, sondern auch Überheblichkeit und gesundes Selbstbewusstsein!) und legte das Augenmerk nicht nur auf das Unten. Dieses Mal war das Oben auch wichtig und die Zuschauer durften teilhaben am dekadenten Leben der Herrschaften. Dieses dekadente Leben war denn auch sehenswert und hat (mir) viel Spaß gemacht. Die Veränderung zum "Abenteuer 1900" zahlte sich aus: der Fortschritt war mit dem Jahr 1927 eingezogen, statt einer Großfamilie be-"herr"-schte eine emanzipierte Frau des beginnenden 21. Jahrhunderts das Gutshaus mit den Sitten der 20er Jahre, dazu gesellte sich eine bunte Schar Sommergäste. Am Ende wurde das Ganze noch durch eine Hochzeit mit der dazu gehörigen Sexualaufklärung der Zeit gekrönt (wobei sich die Herren an einem künstlerisch wertvollen Erotikfilm erfreuen durften). Es bleibt nicht aus, dass Regisseur Heise etwas Potential verschenkt hat: seine Sommergäste hielten natürlich von sozialdemokratischen Umsturzgedanken wenig bis gar nichts; hier hätte man, der Zeit entsprechend, schon einen Sozialdemokraten als Aufrührer mit gewerkschaftlichen Ansinnen auftreten lassen können (der wäre natürlich ruckzuck vom Gutshof geflogen!). Auch das Portrait von Dieter Weber hätte im Hause hängen müssen, noch besser wäre ein Gastauftritt von ihm (oder einer seiner verflossenen Domestiken) gewesen. Beim nächsten Mal! Und dann schaut der bamby-Macher auch gleich von der ersten Folge an zu, seinen gesunden Urteilen zum Trotz, Regisseur Heise zum Lob.

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Bearbeitet am 6. November 2005

(C) Norbert Korfmacher