Mätressen - Die geheime Macht der Frauen

25. 12. 2005

1. Die Geliebte des Königs
Die Geliebte des Königs:
"Zunächst darf die Zeit, die wir unserer Liebe widmen, niemals unseren Staatsgeschäften geraubt werden. Die zweite Lehre, deren Befolgung uns weit schwerer fällt, ist die, dass wir Herren unserer selbst bleiben müssen, wenn wir unser Herz verlieren." (Ludwig XIV. in einem Memorandum an seinen Thronfolger) Ludwig XIV., "Sonnenkönig" und mächtigster Herrscher seiner Zeit, besitzt mehr als ein Schlafzimmer. In dem einen kleidet er sich vor den Augen der Höflinge zum Schlafengehen aus und zum Aufstehen an. In einem anderen Schlafzimmer besucht er die Königin. Doch wenn die Höflinge nach der abendlichen Zeremonie den König verlassen haben, schleicht er sich in den benachbarten Flügel des Schlosses - und verbringt die Nacht im Bett seiner Mätresse. Was er dort findet, geht über ein erotisches Abenteuer hinaus und ist für ihn noch kostbarer als der Staatsschatz: Verständnis und Vertrauen. Als Ludwig XIV. 1661 beginnt, sich eine Geliebte zu leisten, wird die Funktion einer Mätresse am Hof noch keineswegs selbstverständlich hingenommen. Mit seiner öffentlich gelebten Bigamie stellt sich der Sonnenkönig bewusst über christliches und staatliches Gesetz. Doch Louise ist eine schüchterne Amazone, die von moralischen Skrupeln geplagt wird. Ihre enge Freundin Madame de Montespan (1641-1707) ist der Ansicht, der König brauche eine ihm ebenbürtige Mätresse. "Er ist es seinem Volk schuldig, die schönste Frau des Hofes zur Mätresse zu nehmen", sagt die Montespan. Und mit der schönsten Frau meint sie sich selbst. Sie erobert tatsächlich das Herz des Königs. Schönheit allein reicht nicht aus, um als Mätresse zu bestehen. Witz, gute Manieren, eine starke Persönlichkeit und ein außergewöhnliches Talent zum Intrigieren gehören ebenso dazu. Zimperlich geht die Montespan nicht zu Werke. Eine Nebenbuhlerin wirft sie mit der Unterstellung aus dem Rennen, die Dame leide an Lepra und Krätze. In den 14 Jahren als Mätresse des Sonnenkönigs bringt die Montespan sieben Kinder zur Welt. Zur Erzieherin erwählt sie ihre Freundin Madame de Maintenon. Hier wird der Montespan bitter bewusst, dass der Hof ein Haifischbecken ist und dass man niemandem trauen kann. Ausgerechnet die Maintenon verbündet sich mit der Königin und dem Klerus, um den König von seinem ehebrecherischen Lebenswandel abzubringen. Und ausgerechnet die scheinbar so sittenstrenge Maintenon wird nach dem Fall der Montespan die neue Mätresse des Königs - und bringt ihn sogar dazu, sie heimlich zu heiraten. Erst die Französische Revolution macht dem Mätressewesen ein Ende. Die letzte offizielle Mätresse, Madame Dubarry, stirbt unter der Guillotine.

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Bearbeitet am 25. November 2006