4. 12. 2007
4. Widerstand in Uniform
Wohl kaum ein Datum der deutschen Zeitgeschichte wurde so nachhaltig
Gegenstand von Mythen und Legenden wie der 20. Juli 1944. Wäre das
Attentat auf Hitler gelungen, hätte es ein Wendepunkt des Zweiten
Weltkriegs und das Signal zur Beendigung des Völkermordes werden können.
Allein die Wehrmacht hatte während des Krieges die Mittel, dem NS-Regime
die Stirn zu bieten. Jene Offiziere, die Hitler schließlich töten
und den Krieg aus eigener Kraft beenden wollten, waren jedoch einsame Verschwörer,
die nicht von der Volksstimmung getragen wurden, sondern nur von ihrem
eigenen Pflichtgefühl - für viele gaben die Verbrechen hinter
der Front den Ausschlag. Der Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg
gilt als Symbolfigur des deutschen militärischen Widerstands. Doch
der eigentliche Kopf der Verschwörung war seit 1941 Oberst Henning
von Tresckow, Stabsoffizier bei der Heeresgruppe Mitte an der Ostfront.
Beide ahnten: Nur der Tyrannenmord konnte dem Schrecken ein Ende bereiten.
Sie versuchten zunächst, prominente Heerführer für einen
Umsturz zu gewinnen, vergeblich. - Der Film zeigt, wie einige Verschwörer
um Stauffenberg zunächst in die verbrecherische Befehlskette des Dritten
Reiches verstrickt waren und dennoch, oder gerade deshalb, den Entschluss
fassten, sich gegen Hitler zu wenden. Was sie von der Masse ihrer Kameraden
unterschied, war die Entschlossenheit, mit der sie traditionelle militärische
Werte wie Gehorsam und Eidestreue in Frage stellten. Die meisten hatten
diesen Mut nicht. - Erwiesen ist jedoch, dass es in den Reihen dieser riesigen
Armee durchaus Empörung über verbrecherische Befehle gab. Bewegende
Einzelschicksale zeugen vom Widerstand des "kleinen Mannes". So schildert
der Film unter anderem die Geschichte des Soldaten Heinz Drossel: Er missachtete
Anweisungen oder "deutete sie um", wie er sagt, und rettete damit Leben.
Andere Widerständler arbeiteten mit der französischen "Resistance"
zusammen, wie etwa eine Gruppe von Marinesoldaten im besetzten Paris. Für
eine steigende Zahl von Soldaten blieb als letzter Ausweg die Desertion.
Das Regime reagierte darauf mit brutaler Abschreckung. Die Zahlen sprechen
für sich: Über 100.000 Mann desertierten, 35.000 von ihnen wurden
wegen Fahnenflucht verurteilt, 15.000 hingerichtet. - Wer auch immer der
NS-Willkür die Stirn bieten oder sich der Vereinnahmung entziehen
wollte, wusste, weder bei der Mehrheit der Soldaten noch der Bevölkerung
würde er dafür Verständnis finden.
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Bearbeitet am 29. Dezember 2007